Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen

So wird Deutschland zum modernen Einwanderungsland

Kai Doering23. Juni 2023
Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz öffnet Deutschland seine Türen. Ob die Menschen kommen, liegt an uns.
Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz öffnet Deutschland seine Türen. Ob die Menschen kommen, liegt an uns.
Der Bundestag hat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Es ist so notwendig wie überfällig. Ob die dringend benötigten Fachkräfte tatsächlich kommen, entscheidet sich aber an anderer Stelle.

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das ist – zumindest für den Großteil der Bevölkerung – keine neue Erkenntnis. Doch seit diesem Freitag ist es auch amtlich. Der Bundestag hat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von SPD, Grünen und FDP beschlossen. Für Menschen aus anderen Ländern und mit den notwendigen Qualifikationen gibt es nun klare Regeln, wie und unter welchen Bedingungen sie nach Deutschland kommen können.

Auch inländische Arbeiternehmer*innen werden unterstützt

Dass Deutschland die weit Türen aufmacht, geschieht nicht aus reiner Menschenfreude, sondern aus der Not heraus: 400.000 Menschen müssen jedes Jahr einwandern, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. So hat es die Bundesagentur für Arbeit errechnet. Der Fachkräftemangel macht sich schon jetzt an vielen Orten bemerkbar. Es fehlen Erzieher*innen, Pfleger*innen und Handwerker*innen.

Deshalb ist es gut, dass die Bundesregierung nicht nur auf den Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland setzt, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeiten schafft, Menschen in Deutschland weiterzuqualifzieren. Das Aus- und Weiterbildungsgesetz setzt hierfür den richtigen Rahmen. Die Garantie für einen Ausbildungsplatz ist ebenso wichtig wie das Qualifizierungsgeld, das Menschen unterstützen soll, wenn sie eine notwendige Weiterbildung machen, um sich an den Wandel der Arbeitswelt anzupassen.

Wir dürfen die Fehler der Gastarbeiter*innen-Zeit nicht wiederhole

Damit Deutschland aber wirklich zum Einwanderungsland wird, muss sich mehr ändern als nur Gesetze. Wir brauchen – im besten Sinne des Wortes – eine Willkommenskultur, denn qualifizierte Zuwander*innen haben nicht gerade darauf gewartet, endlich nach Deutschland ziehen zu können. Andere Länder wie die USA, Kanada oder Australien sind da deutlich beliebter und uns weit voraus. Zwar schließt Deutschland mit den neuen Vorgaben (Punktesystem, Blue Card) zu ihnen auf, doch entscheidend wird sein, welche Signale Deutschland aussendet.

Denn nur wenn wir auch zeigen, dass Menschen aus anderen Ländern bei uns willkommen sind und eine Perspektive haben, werden sie sich auch auf den Weg machen. Die Fehler aus der Zeit der Gastarbeiter*innen-Anwerbung in den 60er und 70er Jahren sollten uns dabei eine Warnung sein. Die Menschen aus Italien, Portugal und der Türkei wurden hier höchstens geduldet, nicht aber akzeptiert und schon gar nicht integriert. Da ist es gut, dass die politischen Rahmenbedingungen nun andere sind, Familien mitziehen dürfen.

Das allein wird jedoch nicht ausreichen. Ob die Menschen kommen und sich hier wohlfühlen, entscheidet sich in der Nachbarschaft und unter den Kolleg*innen. Der gesetzliche Rahmen für das Einwanderungsland Deutschland steht seit heute. Füllen müssen wir ihn selbst.

weiterführender Artikel

Kommentare

Die gebetsmühlenartige Wiederholung

der Behauptung, Deutschland sei ein Einwanderungsland sowie das 'Fachkräfteeinwanderungsgesetz' machen aus Deutschland dennoch kein Einwanderungsland.

Einwanderungsland

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sicher nicht, die nackten Zahlen schon:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migra...

Wer wahllos alles zusammenzählt,

der bekommt nicht mal eine ordentliche Statistik.

Deutsche Kriegsflüchtlinge, Vertriebene, Zwangsausgesiedelte oder Spätausgesiedelte waren keine Einwanderer.

Der blosse Zuzug war und ist übrigens nirgends Einwanderung.

Bürger aus EWG-EG-EU-Staaten mussten und müssen gar nicht einwandern, sie geniessen Freizügigkeit.

Kontraktarbeiter aus Nicht-EWG-EG-EU Ländern sowie deren Familien waren und sind keine Einwanderer.

Asylbewerber, illegale Grenzübertreter ... waren und sind keine Einwanderer.

modern ist mE

kein Wert in sich- ich finde auch modern, was ich so trage und mache- andere sehen das anders , meinen, modern sei das , was sie sich zu eigne machen. Dem kann man kaum widersprechen. Aber mit den Moden ist das ja ohnehin so eine zweischneidigeSache. Modern ist ja immer ein temporärer und zumeist sehr flüchtiger Zustand. Aber der versuch des Vorwärts, mit dem Attribut "modern" zu reussieren, ist ja nicht verboten, mag er noch so durchsichtig, um nicht zu sagen fadenscheinig erscheinen