Wie die designierte IG-Metall-Chefin die AfD ausbremsen will
Die voraussichtlich neue Chefin der Industriegewerkschaft Metall Christiane Benner will „Dampf machen“, nicht nur für mehr Mitbestimmung in den Betrieben, sondern auch für Strategien gegen Rechts, um einem weiteren Aufstieg der AfD entgegenzuwirken.
In Betrieben gegen die AfD wirken
„Wir können den Rechten den Boden entziehen, wenn wir in den Betrieben mithilfe von Gewerkschaften und Betriebsräten Menschen Sicherheit vermitteln“, erklärte Benner in der Augsburger Allgemeinen am Montag. Auch wenn sie über das Erstarken der rechtsextremen Partei entsetzt sei, beobachte sie doch positive Entwicklungen. Als Beispiel berichtete Benner von einem Fall im Betrieb des Unternehmens Continental mit Sitz in Regensburg. Die rund 5.600 Beschäftigten hätten hier einem Mann mit rechtem Hintergrund, der eine Liste für eine Betriebsratswahl einreichen wollte, die dafür notwendigen Unterschriften verweigert. „Es gibt in diesem Land immer wieder Momente, wo Menschen auf der hellen Seite der Macht stehen“, betonte sie. Viele ihrer Mitglieder würden sich aktiv gegen Rechts engagieren. „Gerade wir als Gewerkschaft haben enorme Möglichkeiten, gegen den weiteren Aufstieg der AfD zu wirken“, ist die 55-Jährige überzeugt.
Benner zeigte sich zudem optimistisch, Menschen, „auch wenn sie nach rechts abgedriftet sind“, wieder zurückzugewinnen. Möglich sei dies über die Mitbestimmung, die einen Zugang zu den Menschen in den Betrieben ermögliche. „Unsere Betriebe sind wichtige und funktionierende Orte der Demokratie. Immer vorausgesetzt, es gibt ein faires Miteinander von Arbeitgebern und Beschäftigten durch Betriebsräte.“
Mehr Mitbestimmung und Demokratie-Zeit gefordert
In diesem Zusammenhang verwies Benner auf eine Studie, wonach Menschen, die im Betrieb Demokratie erleben, widerstandsfähiger gegen Rechtspopulismus seien. Bereits mehrfach wies die bislang Zweite Vorsitzende der IG Metall daraufhin, dass Mitbestimmung auch einen wichtigen Beitrag leisten würde, um die Demokratie zu stabilisieren. So führe ihrer Meinung nach starke Demokratie im Betrieb auch zu starker Demokratie in der Gesellschaft. Ihre Forderung daraus: mehr Mitbestimmung bei strategischen Unternehmensentscheidungen und mehr Demokratie-Zeit in den Firmen. Dahinter verbirgt sich die Idee nach einem Rechtsanspruch für Beschäftigte auf monatlich zwei Stunden Befreiung von der Arbeitsverpflichtung zum gemeinsamen Austausch mit Kolleg*innen oder sich über betriebspolitische Fragen zu informieren.
Neben mehr Mitbestimmung fordert Benner aber auch mehr Sicherheit in den Betrieben. Zum Beispiel, indem man Beschäftigten, deren Arbeit durch den Umstieg auf die E-Mobilität wegfällt, zu neuen Perspektiven in alten oder neuen Betrieben verhelfe. „Menschen brauchen in umwälzenden Zeiten mehr Sicherheit“, sagte sie. Und Sicherheit sei das beste Mittel gegen Rechts.
Christiane Benner ist seit acht Jahren Zweite Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall. Auf dem 25. Ordentlichen Gewerkschaftstag vom 22.-26. Oktober in Frankfurt am Main soll sie zur Nachfolgerin von Jörg Hofmann gewählt werden, der bislang an der Spitze der IG Metall stand. Sie wird damit als erste Frau die mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern größte Einzelgewerkschaft Deutschlands und weltweit größte organisierte Arbeitnehmervertretung anführen.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.