Soziale Politik

Wie das 9-Euro-Ticket Solidarität und Reiselust beflügelt

Ferien- und Urlaubszeit im Kopf, das 9-Euro-Ticket in der Tasche: Das beflügelt offenbar die Reiselust in Deutschland. Doch es geht nicht nur um günstige Ausflüge: Das preiswert Zugticket im Sommer bringt womöglich eine neue Solidarität mit sich.
von Benedikt Dittrich · 23. Mai 2022
Schon jetzt erhältlich, ab Juni gültig: Das 9-Euro-Ticket.
Schon jetzt erhältlich, ab Juni gültig: Das 9-Euro-Ticket.

Zu kaufen gibt es das 9-Euro-Ticket bereits, ab dem 1. Juni ist es möglich einen ganzen Monat lang für neun Euro kreuz und quer mit Bus und Bahn durch die Bundesrepublik zu fahren. Passenderweise steht der Sommer vor der Tür und auch die Ferien sind nicht mehr lange hin – und auch für Juli und August gibt es noch das günstige Monatsticket für ganz Deutschland.

Das beflügelt die Fantasie – denn das Ticket entlastet nicht nur Berufspendler*innen und motiviert hoffentlich zum Umstieg auf Bus und Bahn. Darauf hofft jedenfalls die Politik, denn das 9-Euro-Ticket ist Teil der Entlastungspakete gegen hohe Energiekosten. Sondern damit sind auch günstige Tages- oder Wochenendausflüge möglich.

Das Ticket als Gastgeschenk

Und das gilt auch für Schüler*innen: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Kröber hat den Start des Tickets zum Anlass genommen und Schulklassen zu sich nach Berlin eingeladen: Den ersten 100 Schüler*innen, die in den Besuchsmonaten bei ihm im Bundestag vorbeischauen, will er das Ticket spendieren.

Zu dem Besuch in Berlin gehört auch eine Führung hinauf bis in die Kuppel des Reichstagsgebäudes und ein Gespräch mit dem Magdeburger Bundestagsabgeordneten. Wer wie an das Ticket kommt, hat Martin Kröber bei Facebook erklärt.


Ticket als Unterstützung für Bedürftige

Eine andere Aktion in Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket zieht derweil bereits größere Kreise: Unter dem Stichpunkt „Ticketpaten“ können Privatpersonen anderen Menschen ein 9-Euro-Ticket spendieren. Die Aktion zielt also darauf ab, Menschen das ÖPNV-Ticket zu kaufen, für die auch neun Euro noch viel Geld sind und auf die Mobilität lieber ganz verzichten.

Über soziale Medien treten dabei die Menschen in Kontakt. Da die Tickets auch online – beispielsweise über die Deutsche Bahn – gebucht werden können, können die Tickets auch unkompliziert weitergegeben werden. Ins Leben gerufen wurde die Aktion von dem Verein „Eine Sorge weniger“, der sich für Menschen einsetzt, die von Armut betroffen sind. Die ersten Pat*innen haben bereits Tickets an Bedürftige verteilt, weitere Unterstützer*innen und Hilfesuchende können sich direkt bei dem Verein melden oder unter dem Hashtag #Ticketpaten bei Twitter.

Weitere Reiseziele

Weiterhin wird viel über Reiseziele diskutiert, die gut mit dem Nahverkehr erreichbar sind. Zehn sozialdemokratische Reiseziele haben auch wir dafür schon bereits beigesteuert – und als Reaktion darauf gab es weitere Vorschläge für Ausflüge mit politischem Hintergrund. Das sind weitere Vorschläge von „vorwärts“-Leser*innen:

Friedrich-Ebert-Haus in Heidelberg

Er war der erste Reichspräsident der Weimarer Republik: Friedrich Ebert. Geboren wurde er 1871 in Heidelberg – die Wohnung, in der er aufwuchs, ist heute Mittelpunkt einer Gedenkstätte in Erinnerung an den Sozialdemokraten. Eine Dauerausstellung widmet sich Ebert, außerdem umfasst das Friedrich-Ebert-Haus eine Bibliothek, es gibt Führungen und Sonderausstellungen.

Da geht's lang: Die Universitätsstadt liegt unweit der Stadt Mannheim. Von dort ist Heidelberg in wenigen Minuten mit einer S-Bahn zu erreichen. Aber selbst von Frankfurt (Main) aus fahren Regionalzüge in die Stadt. Fahrtzeit: 90 Minuten. Um zum Friedrich-Ebert-Haus in der Pfaffengasse zu gelangen, bietet sich der Bahnhof in der Altstadt an, von dort sind es dann noch 15 Minuten zu Fuß.

Geburtsort der deutschen Demokratie: Weimar

Die Stadt in Thüringen ist untrennbar mit der Geschichte der deutschen Demokratie verbunden – und damit auch mit der Sozialdemokratie. Im Hoftheater (heute das Nationaltheater) wurde die Weimarer Republik gegründet. Die Nationalversammlung, die dort 1919 tagte, ernannte den Sozialdemokraten Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten der Republik. Gegenüber des Theaters ist auch das neu eingerichtete Haus der Weimarer Republik einen Besuch wert.

Da geht's lang: Thüringen liegt zentral in Deutschland – und Weimar sehr zentral in Thüringen. Von der Landeshauptstadt Erfurt sind es nur 15 Minuten mit einer Regionalbahn bis in die Innenstadt von Weimar. Auch von Leipzig und Göttingen aus fahren Regionalzüge nach Weimar, das dauert dann aber rund 90 Minuten beziehungsweise zwei Stunden. Das Nationaltheater im Stadtzentrum ist nur 15 Minuten vom Hauptbahnhof der Stadt entfernt.

Weitere sozialdemokratische Reiseziele, die gut mit dem 9-Euro-Ticket zu erreichen sind, haben wir hier vorgestellt.

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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