Warum die Digitalisierung ein Werkzeug für ein besseres Leben ist
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Vor 580 Jahren fand in Mainz etwas statt, das die Welt verändern sollte: Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck mit beweglichen Metall-Lettern. Bücher mussten fortan nicht mehr von Hand abgeschrieben, sondern konnten schneller, billiger und in größeren Mengen hergestellt werden. Gutenbergs Erfindung leitete eine Medienrevolution ein. Der Buchdruck öffnete vielen Menschen den Zugang zu Bildung.
Mit digitalen Möglichkeiten das Leben der Menschen verbessern
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts findet wieder eine Revolution statt: die Digitalisierung. „Schnelles Internet ist entscheidend für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort und gleichwertige Lebensverhältnisse“, weiß der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling. Was beim Buchdruck die beweglichen Lettern waren, sind heute Internetleitungen. „Deshalb müssen Glasfasernetze flächendeckend vorhanden sein“, sagt Ebling. Er blickt nicht nur als Mainzer Stadtoberhaupt auf die Digitalisierung, sondern auch als Präsident des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Für diese sei „Digitalisierung kein Selbstzweck“, sondern „ein nützliches Werkzeug“, betont Ebling. Es gehe darum, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, um das Leben der Menschen in Stadt und Land zu verbessern. „Daher sind digitale Infrastruktur und digitale Lösungen Teil moderner Daseinsvorsorge.“
Das sieht auch die SPD so. Im Entwurf ihres „Zukunftsprogramms“ gibt sie deshalb das Ziel aus: „In den 2020er Jahren muss Deutschland zur ‚Gigabit-Gesellschaft‘ werden.“ Nach Vorstellung der Sozialdemokrat*innen soll Deutschland „2030 über eine digitale Infrastruktur auf Weltniveau verfügen“. Dazu gehöre neben einer „voll digitalisierten Verwaltung“ ein Bildungssystem, „in dem für das Leben in einer digitalisierten Welt gelernt werden kann“. Haushalten und Unternehmen müsse eine Internetversorgung „mit einer Bandbreite von mindestens einem Gigabit pro Sekunde garantiert“ werden.
Internet kann Leben retten
Wie nötig schnelles Internet ist, weiß Christian Pegel ziemlich genau. „Gerade in einem so dünn besiedelten Flächenland wie unserem ist es besonders wichtig, die Digitalisierung voranzutreiben“, sagt der Verkehrs- und Digitalisierungsminister von Mecklenburg-Vorpommern. Gerade Menschen, die auf dem Land wohnen, könnten eine digitalisierte Verwaltung und schnelle Internetverbindungen „Wege und Zeit ersparen“. Über ein Serviceportal können die Menschen im Nordosten schon jetzt Verwaltungsdienstleistungen wie etwa das Beantragen von Ausweisen und Genehmigungen digital in Anspruch nehmen. Im Zweifel könne die Digitalisierung sogar Leben retten, wenn etwa bei einem Notfall auf dem Land die Rettungssanitäter*innen bereits beim Eintreffen beim Patienten online Kontakt zu einem weiter entfernten Spezialklinikum aufnehmen, Befunde übermitteln und ärztliche Anweisungen erhalten könnten.
Doch auch wenn Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Jahren bereits einiges unternommen hat, um Internetausbau und Digitalisierung im Land voranzutreiben – zum Ausbau des 5-G-Netzes wurde etwa eine landeseigene Gesellschaft gegründet, die die fehlenden Funkmasten in unterversorgten Gebieten errichtet – hofft Christian Pegel auch auf weitere Unterstützung aus Berlin. Neben der Ausweitung des Bundesförderprogramms für den Breitbandausbau wünscht sich der Minister, dass der Internetausbau als Infrastruktur verstanden wird, „die nicht nur marktgetrieben gebaut und ausgebaut“ wird. „Das geht nur schief, weil es dann eine starke Orientierung auf wirtschaftlich lukrative Bereiche gibt. Der ländliche Raum droht dabei auf der Strecke zu bleiben.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.