Soziale Politik

SPD will jungen Menschen ein Ausbildungsversprechen geben

Mehr als zwei Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren sind in Deutschland ohne Berufsabschluss. Damit sich das ändert, will die SPD eine Ausbildungsgarantie. Wie die funktionieren kann, erklärt SPD-Politikerin Yasmin Fahimi im Interview.
von Vera Rosigkeit · 1. September 2021

Gerne hätte die SPD-Abgeordnete Yasmin Fahimi das Mitbestimmungsrecht in den Jugend- und Auszubildendenvertretungen verbessert und eine komplette Schulgeldbefreiung für alle Berufsausbildungen durchgesetzt. Und zwar nicht nur für die, die im Berufsbildungsgesetz verankert sind, sagt sie am Dienstag im Gespräch mit dem „vorwärts“.

Ausbildungsgarantie muss kommen

Als Beispiel nennt sie Erziehungs-, Sozial- und therapeutische Berufe, für die sie sich eine bundeseinheitliche Verordnung wünscht, die Besonderheiten berücksichtigt, gleichzeitig aber auch die Ausbildung qualitativ sichert und eine Ausbildungsvergütung sicherstellt. Ganz vorne auf der Wunschliste steht für Fahimi jedoch die Ausbildungsgarantie, „die wir jetzt ins Wahlprogramm geschrieben haben“, betont die Bundestagsabgeordnete. Die Garantie sei leider mit der Union nicht umsetzbar gewesen.

„Wir brauchen ein umfassendes Ausbildungsversprechen an die junge Generation“, unterstreicht sie. „Wir können es uns nicht leisten, dass in jedem Jahr mehr als 200.000 Jugendliche in die so genannten Übergangssysteme gehen“. Mehr als zwei Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren seien inzwischen ohne Berufsabschluss. Eine Folge davon, dass es für sie keine Ausbildungsgarantie gegeben habe, so Fahimi. Ganz neu sei die Idee nicht, denn in Österreich werde sie bereits praktiziert und „da kann man sich einiges abgucken“.

Ausbildungsgarantie bedeute, dass es für alle Jugendliche, die trotz Bemühen keinen Ausbildungsplatz bekommen, ein außerbetriebliches Angebot geben muss. Damit dies nicht zu einer Ausbildung zweiter Klasse werde, sollen Praxisanteile in Kooperationsbetrieben durchgeführt werden mit der Option, die Jugendlichen möglichst im ersten Jahr zu vermitteln, erklärt Fahimi. Hierbei zähle die persönliche Begegnung und das Miteinander, um mögliche Vorurteile beispielsweise auf Seiten der Unternehmensführung abzubauen. Andernfalls könne die Ausbildung aber auch außerbetrieblich abgeschlossen werden, so die Vorstellung der SPD-Ausbildungsexpertin.

Fahimi warnt vor Pflegekrise

Fahimi möchte dabei die Unternehmen nicht aus der Pflicht nehmen, sondern diese Maßnahmen mit einem „Ausgleichfonds flankieren“. Betriebe, die nur unzureichend ausbilden, sollten ihrer Meinung nach eine Ausgleichsabgabe zahlen, die zur Refinanzierung der öffentlichen Ausbildungsstätten genutzt werde.

Weitere Themen mit Yasmin Fahimi bei „vorwärts in die Zukunft“: Die Verbesserungen in den Erziehungs- und Sozialberufe. Fahimi will dort das durchsetzen, was auch zuletzt bei den Pflegeberufen erreicht wurde. Was die Attraktivität der Berufe angehe, sei allerdings nicht nur die Qualität der Ausbildungen relevant, sondern da gehe es laut Fahimi auch um Arbeitsbedingungen und Vergütung. Immerhin habe man ein Tariftreuegesetz in der Pflege einführen können, das leider jedoch erst ab kommenden Jahr gelte. Die Union stand auch dort auf der Bremse.

Man müsse zu einer besseren Personalbemessung kommen, da die Arbeitsbelastung zu hoch sei. Dafür brauche es mehr Fachkräfte, weshalb eben die Ausbildungen attraktiver werden müsse, betont Fahimi. Da ein Großteil der heutigen Pflegekräfte der so genannten Babyboomer-Generation angehöre, die in den kommenden zehn Jahren in Rente gehen wird, brauche es ein Gesamtpakt an Maßnahmen. „Damit wir nicht in eine riesige Pflegekrise hineinlaufen“, warnt sie.

Große BAFöG-Reform notwendig

Darüber hianus plädiert sie für eine größere BAFöG-Reform. Das, was man in dieser Legislatur mit der Union hinbekommen habe, sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, „aber das recht überhaupt nicht“, unterstreicht sie. Der Anteil an Studierenden, die BAFöG erhalten und der Anteil der Studierenden, die aus Elternhäusern ohne akademische Vorprägungen kommen, nehme ab. Fahimi: „Das geht gar nicht.“

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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