Soziale Politik

Olaf Scholz und Frank Ullrich in Oberhof: Bei Sportförderung vereint

Oberhof ist als Biathlon-Arena bekannt. Doch die Region ist mehr als eine Arena und der Sport für Bundestagskandidat Frank Ullrich mehr als ein Wettbewerb. Mit Olaf Scholz an seiner Seite will der Biathlet Sportförderung in den Mittelpunkt stellen.
von Benedikt Dittrich · 8. Juli 2021
Zu Gast in Oberhof: Frank Ullrich (links) zusammen mit Olaf Scholz in der Biathlon-Arena in Thüringen.
Zu Gast in Oberhof: Frank Ullrich (links) zusammen mit Olaf Scholz in der Biathlon-Arena in Thüringen.

Atem anhalten, bis zum Druckpunkt spannen, noch einmal der scharfe Blick durch den Diopter – und dann zieht Olaf Scholz den Abzug durch. Es knallt, das Projektil aus dem Kleinkaliber-Gewehr schlägt auf der schwarzen Scheibe auf. Das Feld wird weiß, der Treffer zählt.

Auf Skiern ist der SPD-Kanzlerkandidat zwar nicht in die Biathlon-Arena in Oberhof eingelaufen, aber beim Probeschießen auf der Trainingsanlage legt er ein respektables Ergebnis ab: fünf von fünf Scheiben hat er getroffen. „Herzlich Willkommen in der Biathlon-Familie“, lobt ihn Schießtrainer Uwe Frankenberg. Er muss allerdings eingestehen: Scholz durfte im Liegen auf die großen Scheiben zielen, im echten Wettkampf müssen die Sportler*innen kleinere Ziele treffen. Dennoch: Olaf Scholz hat die Prüfung bestanden – weiß aber um den Wettbewerbsvorteil. „Für mich haben sie die Scheiben extra groß gemacht“, sagt er und grinst.

Strafrunde für Olaf Scholz: „Kein Problem“

Bei der ersten Probe hatte er noch eine Scheibe stehen lassen. „Kein Problem Olaf, den Fehler läufst du raus“, ruft ihm da Frank Ullrich zu, SPD-Bundestagskandidat im Wahlkreis Schmalkalden-Meiningen, in dem das Wintersport-Zentrum Oberhof liegt. „Rauslaufen“, ist bei der Sportart gemeint, wenn die Biathlet*innen im Wettkampf ein Ziel verfehlen, in der Strafrunde ein paar Meter extra laufen müssen – auf der Strecke aber so schnell laufen, dass der Fehler im Ziel keine Rolle mehr spielt.

Im Anschluss zeigt der einstige Biathlon-Trainer aus Thüringen auch nochmal, was er kann – Ullrich trifft in schneller Folge zielsicher alle fünf Scheiben in 50 Metern Entfernung. Er kann es noch. Und Scholz gibt er – ganz der Trainer – einen Tipp beim Anlegen: „Schön sauber das Ziel aufbauen.“

Doch so wie Frank Ullrich mehr als der einstige Top-Biathlet aus der DDR ist, der auch noch nach der Wende als Trainer Mannschaften zu Höchstleistungen brachte, ist auch Oberhof mehr als nur ein Biathlon-Areal. Gleich mehrere Anlagen vereint das mehrere Hektar große Gelände. Eine Skisporthalle bietet ganzjährig Wintersport, auf dem Waldareal trainieren jung und alt auch im Sommer auf Skirollern. In dem Wald, dem Rennsteig, sind Tourist*innen zu Fuß oder auf Fahrrädern unterwegs.

Wintersportzentrum Oberhof: Hoffentlich bald klimaneutral

Derzeit ragen dort außerdem viele Kräne in die Luft: Bis 2023 soll Oberhof für gleich zwei Weltmeisterschaften ertüchtigt werden: Biathlon- und Rodel-WM. Beides in einem Jahr. Für die „Doppel-WM“ werden rund 60 Millionen Euro vor Ort investiert und verbaut. Investitionen, die weit über den Sport hinaus strahlen sollen, die für die Entwicklung der ländlichen Region in Südthüringen eine große Rolle spielen. Die auch dem Tourismus zugute kommen sollen. Für Ullrich hängt das alles zusammen.

Für Olaf Scholz ist Oberhof ebenso ein Fingerzeig, wie Sport und Klimaschutz zusammengehen müssen. „Klimaneutrale Wettbewerbe“, meint Scholz, seien machbar, davon ist er überzeugt. Konkret heißt das in Oberhof: Die Sportstätten sollen möglichst bald CO2-neutral betrieben werden können. Dafür soll mit Holz-Hackschnitzeln aus dem Wald und Photovoltaik auf den Hallendächern Strom erzeugt werden und auch die Prozesswärme, beispielsweise aus der Skihalle, weiter unten im Ort wieder genutzt werden.

Die Pläne sind schon weit fortgeschritten, kann Hartmut Schubert berichten, auch wenn es bis 2023 noch nicht ganz klappen wird. Um viele Punkte des Projekts musste lange verhandelt werden, es geht schlussendlich auch um viel Geld, erklärt der Chef des Sportzentrums.

Klimaschutz: Ohne Investitionen vor Ort geht‘s nicht

Über solche Projekte vor Ort, meint Scholz im Gespräch, müsse man klar sprechen, wenn es darum gehe, wie man in 25 Jahren CO2-neutral wirtschaften wolle. Dafür will der Sozialdemokrat viel Geld investieren, es ist ein zentrales Thema seines Bundestagswahlkampfes.

In Oberhof drehen sich diese Investitionen vor allem um den Sport. Nicht nur, weil es ein zentrales Anliegen des SPD-Bundestagskandidaten Ullrich ist. Die Förderung von Breiten- und Spitzensport, Sportunterricht in der Schule, all das blieb während der Pandemie auf der Strecke. Frank Ullrich möchte das ändern, den Zusammenhang von physischer und psychischer Gesundheit wieder in Erinnerung rufen, die Notwendigkeit der Sportförderung. Olaf Scholz weiß er dabei an seiner Seite, das wurde in Oberhof erneut deutlich.

Der Wald rund um die Biathlon-Arena, der Rennsteig, der künftig als natürliche Ressource für die Stromerzeugung genutzt werden soll, ist Scholz außerdem gut bekannt. Lachend berichtet er beim Spaziergang zur Schießsportanlage, dass er mit seiner Frau vor wenigen Jahren einmal den Rennsteig ablief. „Und es hat nur geregnet“, sagt er mit einem Grinsen und ergänzt, ein wenig stolz: „Aber wir sind trotzdem immer weiter gelaufen.“ Leider kein unübliches Wetter für das Mittelgebirge, wie auch Ullrich und die Helfer*innen des Wintersportvereins zugeben müssen. „Aber auch das bleibt in Erinnerung!“ Laut Ullrich kennen sich die beiden bereits von SPD-Veranstaltungen seit 2019.

Wahlkampf: Inhalte statt Maaßen im Fokus

An diesem Tag meint es der Thüringer Wald allerdings gut mit seinen Gästen. Die Sonne scheint, während Scholz, Ullrich und Helfer*innen vor Ort noch bei einer Thüringer Rostbratwurst ins Gespräch kommen. Der Konkurrent von Ullrich im Wahlkreis rund um Schmalkalden-Meiningen spielt an diesem Tag keine Rolle. Dass Hans-Georg Maaßen, von außerhalb, aus dem Westen, von der CDU als Kandidat aufgestellt wurde, sei ein Problem, das die CDU klären müsse, meint Scholz, ebenso wie seine jüngsten Entgleisungen.

Für Ullrich und seine Wahlkampfthemen spielt der Ortsfremde ohnehin keine Rolle. So wie er einst als Biathlon-Trainer Mannschaften aus Ost und West vereinte, so will er auch im Wahlkampf als einer auftreten, der vereint, der fördert. Der sieht, dass auch 30 Jahre nach der Wende die Lebensverhältnisse in Ost und West nicht gleich sind. Dass sich das endlich ändert, auch dafür will Ullrich kämpfen. Zunächst vor Ort, nach der Bundestagswahl dann aber auch im Bundestag.

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