Soziale Politik

Giffey zu Kita-Öffnungen: „Es muss mehr geben als ein auf oder zu.“

Junge Menschen leiden besonders unter den Maßnahmen zur Virus-Eindämmung, sagt Franziska Giffey und kündigt ein Jugend-Hearing für März an. Zur Öffnung von Kitas und Schulen fordert sie Schritte, „die ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sehen lassen“.
von Vera Rosigkeit · 3. Februar 2021

Die Corona-Pandemie verstärkt Gefühle von Einsamkeit und Isolation besonders bei jungen Menschen. So das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach. Danach gaben 63 Prozent der unter 30-Jährigen an, dass sie sich einsam fühlen oder unter den Maßnahmen zur Virus-Eindämmung leiden. In der Bevölkerung insgesamt waren es 53 Prozent.

Junge Menschen leiden mehr

Der direkte Austausch mit Jugendlichen habe sie darin bestärkt, „dass wir die besonderen Herausforderungen für die junge Generation in der Pandemie und ihre Sorgen vor allem auch für die Zeit nach Corona noch stärker berücksichtigen müssen“, sagt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Mittwoch im Anschluss an einen digitalen Dialog mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. 

Für sie sei klar, dass es dabei nicht nur um verpassten Unterricht geht. Im vergangenen Jahr seien nicht nur „Bildungslücken, sondern auch Bindungslücken entstanden“, betont sie. Gerade für die persönliche Entwicklung junger Menschen sind soziale Begegnungen und der direkte Kontakt zu Freunden sehr wichtig, so Giffey. „Jetzt geht es darum, gemeinsam mit ihnen nach vorne zu schauen und Pläne zu machen“, fügt sie hinzu.

Giffey plant Jugend-Hearing am 11. März

Für den 11. März plant die SPD-Ministerin ein Jugend-Hearing. Im Dialog mit Jugendlichen, mit Jugendverbänden und Fachorganisationen der Jugendhilfe sowie mit wissenschaftlichen Expert*innen soll das Thema „Corona, Jugend und die Folgen“ diskutiert werden. Ziel sei, Perspektiven für die Zeit nach Corona zu entwickeln und die Lebensbedingungen der 14 Millionen Menschen zwischen 12 und 27 Jahren in Deutschland spürbar zu verbessern. „Wir werden ein eigenes Jugendbudget ins Leben rufen“, erklärt Giffey. Eine Million Euro stünde für zehn modellhafte Projekte zur Verfügung, der Wettbewerb laufe in diesen Tagen an. Beim Hearing soll es auch darum gehen, wo junge Menschen etwa in den Bereichen Bildung und Arbeit Unterstützung benötigen und wie unbeschwerte Freiräume wiedereröffnet und erhalten werden können.

Klar sei für Giffey aber auch, dass die institutionellen Einrichtungen, Kitas und Schulen als erstes geöffnet werden. Sie habe einen Vorschlag gemacht und setze sich für konkrete Öffnungsschritte ein, weil es für Kindeswohl und Kinderschutz nötig sei. Giffey: „Wir müssen zumindest zu einem eingeschränkten Regelbetrieb zurückkehren.“

Giffey für eingeschränkten Regelbetrieb

„Öffnen, aber sicher“ bedeute für sie, dass solange es noch keine Impfmöglichkeit für das pädagogische Personal gebe, das Testen in den Mittelpunkt gestellt werden müsse. Ihr Rat: „Mindestens zweimal die Woche.“

Auf die Frage, ob die Öffnung von Kitas und Schulen auf der bei den Beratungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsident*innen der Länder am kommenden Mittwoch vereinbart würden, antwortete Giffey, dass dies vom Infektions- und Mutationsgeschehen abhänge. Es sei immer auch ein Abwägungsprozess, Kinderschutz sei auch Gesundheitsschutz. „Das langfristige Einschränken von Kitas und Schulen kann nicht unsere Lösung für die kommenden Monate sein.“

Vielmehr hält Giffey eine Perspektive für absolut notwendig. Es müsse mehr geben, als „auf oder zu“. Die Ministerin mahnt ein schrittweises Vorgehen an, dass verantwortungsvoll auf die Lage reagiere aber auch klare Signale für Kinder und Jugendliche setze, weil „wir viele Nebenwirkungen haben“. Niemand erwarte, dass alles von heute auf morgen wieder öffnet, aber zumindest Schritte aufzeige, "die ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sehen lassen.“

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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