Erholung von der Pandemie: So erhalten Familien eine „Corona-Auszeit“
imago images/Jens Koehler
Monate des Homeschoolings, Kurzarbeit oder Stress in „systemrelevanten Berufen“: Für viele Menschen bedeutet die Corona-Pandemie besonderen Stress. Die Hälfte der berufstätigen Mütter und Väter war mit der Kombination aus Homeschooling, Kinderbetreuung und Arbeit überfordert. Das zeigte kürzlich eine Familien-Studie der pronova BKK für die 1.000 Versicherte von Betriebskrankenkassen mit mindestens einem Kind im Haushalt befragt wurden.
Erholung unabhängig vom Einkommen
Für Familien mit geringem Einkommen gibt es seit Donnerstag die Möglichkeit einer „Corona-Auszeit“: Berechtigte können einen einwöchigen Urlaub buchen und sich ab Oktober in einer gemeinnützigen Familienferienstätte erholen. Der Clou: Sie müssen nur zehn Prozent der anfallenden Kosten für Unterbringung und Verpflegung selbst zahlen. Der Großteil wird aus dem Corona-Aufholpaket der Bundesregierung finanziert.
Mithilfe des Einkommensrechners der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung können Interessierte ermitteln, ob ihnen eine „Corona-Auszeit“ zusteht. Berechnungsgrundlage sind die Sozialhilfe-Regelsätze. Unterschreitet eine Familie die geltende Einkommensgrenze, ist sie zu einem vergünstigten Urlaub berechtigt. Das Angebot gilt auch für Familien, in den mindestens ein Familienmitglied eine Behinderung hat.
50 Millionen Euro für Corona-Auszeit
„Nicht jede Familie kann sich einen Urlaub leisten, aber alle sollen sich erholen können“, erklärte Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht am Donnerstag das Ziel des Programms. „Eine Familien-Auszeit wollen wir gerade für die Menschen ermöglichen, die es schwerer haben als andere.“ Möglich ist ein Urlaub von bis zu sieben Tagen bis Ende dieses und weiteren bis zu sieben Tage im kommenden Jahr. Insgesamt stehen für die „Corona-Auszeit für Familien“ 50 Millionen Euro zur Verfügung.
„Malle oder Ostsee? Diese Frage stellt sich Familien mit schmalem Budget nicht, weil sie sich aus eigener Kraft oft gar keine Urlaubsreise leisten können“, weiß auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. Deshalb ist sie froh, dass es den Sozialdemokrat*innen gelungen ist, im Frühjahr das Corona-Aufholpaket auf den Weg zu bringen. Neben der „Corona-Auszeit“ umfasst es auch diverse Nachhilfe-Möglichkeiten, mit denen Schüler*innen dabei unterstützt werden sollen, während der Lockdowns versäumten Schulstoff nachzuholen.
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Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.