Zum Tod von Henning Voscherau: Der „geborene Sozi“
Henning Voscherau war einer, zu dem jeder aufschauen konnte. Zum richtigen Zeitpunkt hatte er die richtigen, die zukunftsweisenden Ideen. Galt es ein Ziel zu erreichen, war Henning Voscherau nicht alleine. Im Gegenteil, er setzte auf Teamgeist; auch zu einer Zeit als das Wort im deutschen Sprachgebrauch eigentlich noch gar nicht angekommen war.
Henning Voscherau: Sein Wort galt
Vor allem war Henning Voscherau verlässlich. Seit Wort galt. Ganz im hanseatischen Sinne. Hanseat, das war er aus tiefster Überzeugung. Es war seine Lebenseinstellung, mit der Henning Voscherau von 1988 bis 1997 die Geschäfte als Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg führte. Am 23. August starb Henning Voscherau, kurz nach seinem 75. Geburtstag.
Der Hamburger sei ein „besonnener Streiter für sozialen Ausgleich“ gewesen und habe „ganz und gar für seine Stadt gelebt“. Mit diesen Worten hat SPD-Parteichef Sigmar Gabriel den Bogen zwischen den beiden Polen gespannt, die die Arbeit von Henning Voscherau ausmachten. Als Vorsitzender der Mindestlohnkommission sorgte er an entscheidender Stelle dafür, dass tausende von Arbeitnehmern von ihrem Einkommen wirklich leben können. Und als Hamburger machte sich Henning Voscherau einen Namen als Erneuerer. Sein Name ist eng verbunden mit der „HafenCity“. Mit ihr zeigten die Norddeutschen, was in der Zukunft mit alten Hafen- und Gewerbeflächen alles möglich ist.
Aus innerer Überzeugung Sozialdemokrat
Sozialer Ausgleich hier, überzeugter Hamburger dort – diesen Spagat machte Henning Voscherau nicht aus reinem Pragmatismus, sondern aus innerer Überzeugung. Er hatte sich einmal selbst als „geborener Sozi“ bezeichnet. Schon seine Eltern und Großeltern waren Sozialdemokraten. Henning Voscherau schaffte das, was sich die Partei seit ihrer Gründung auf die Fahnen geschrieben hat: Bildung für alle. Und so promovierte er in Volkswirtschaft. Seit den 1970er Jahren arbeitete sich der Hanseat über die Bezirksversammlung Wandsbeck und die Bürgerschaft bis zum Bürgermeister nach oben.
Die Zeit danach bedeutete für Henning Voscherau keinewegs, in den eigentlich wohlverdienten Ruhestand zu gehen, im Gegenteil. Viele Menschen und Institutionen haben bis zum Schluss seinen Rat gesucht. Mit der ihm eigenen Ruhe legte Henning Voscherau seine Standpunkte dar, ohne sein jeweiliges Gegenüber zu beeinflussen. Auf diese Weise brachte Henning Voscherau Menschen über Grenzen hinweg zusammen und er inspirierte sie zu Neuem. Das alles wird uns fehlen.