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Zum Tod von Hans Koschnick: Ein Bremer für die Welt

Bremens Ex-Bürgermeister Hans Koschnick ist tot. Er prägte die Bremer SPD und blieb bodenständig. Ohne ihn ist die Hansestadt um einen beeindruckenden Menschen ärmer.
von Ulf Buschmann · 21. April 2016
Hans Koschnick in Mostar
Hans Koschnick in Mostar

Hans Koschnick: Großer Staatsmann einerseits, Mensch mit Bodenhaftung andererseits. Vor allem aber Bremer. 18 Jahre lang war Hans Koschnick Bürgermeister und danach  Bundestagsabgeordneter. Kein Mann außer Wilhelm Kaisen prägte die Identität der Menschen des kleinsten Bundeslandes und der SPD so sehr wie Hans Koschnick. Er war es, der die jungen Leute dazu ermunterte, Politik mit zu gestalten. Hans Koschnick war gradlinig, sagte was er dachte und liebte das Leben. Am Donnerstag ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.

Verantwortung in schwierigen Zeiten

„Ich bin wegen Willy Brandt in die SPD eingetreten. Und wegen Hans Koschnick“, sagte einmal ein Bremer Genosse. Wie ihm ging es vielen. Als der junge Mann im Jahr 1967 Bürgermeister und Präsident des Senats wurde, steuerte Bremen auf unruhige Zeiten zu: Kaum im Amt, protestierten die jungen Leute gegen Preiserhöhungen bei Bussen und Bahnen. Ab den 1970er Jahren brachen die industriellen Kerne weg. Dieses mündete 1984 in die Schließung einer der größten deutschen Werften, der AG „Weser“.

Unvergessen sind die Bilder von einem emotional aufgewühlten Bürgermeister, der versuchte, den betroffenen Arbeitern die Lage zu erklären und ausgebuht wurde. Dies, gestand Hans Koschnick einmal in einem Interview, habe ihn tief getroffen. Er brachte Bremen und Bremerhaven mit Umsicht und Geschick durch schweren Zeiten. Mit Erfolg: Bremen schaffte den Umschwung hin zu einem modernen Industrie-, Hochtechnologie- und Wissenschaftsstandort.

Stets die Menschen im Blick

Dafür kämpfte Hans Koschnick. Er hatte stets die Menschen im Blick und diskutierte mit ihnen – wenn es sein musste, stundenlang. Er ging auf sie zu, versuchte zu überzeugen, nahm aber auch andere Meinungen an. Dies alles brachte dem Mann Respekt ein, nicht nur in seinem Bremen, sondern in ganz Deutschland und Europa. Während andere Verantwortliche oftmals in Aktionismus verfielen, suchte Hans Koschnick nach Lösungen.

Nach dem Ende seiner Amtszeit war er von 1987 bis 1994 Bundestagsabgeordneter. Danach erwartete den Bremer eine neue Aufgabe: EU-Administrator im bosnischem Mostar. Jeder einzelne Bremer war stolz darauf, dass ausgerechnet jemand von der Weser diesen Posten bekam. Nur Hans Koschnicks Frau Christine war nicht ganz so glücklich. Stadt und Land fühlten mit Christine Koschnick. Sie hatte Angst um ihren Mann – nicht ohne Grund, denn Mostar war ein ethnisches Pulverfass. Zwei Mal hatten sich bosnische Nationalisten den Bremer als Ziel ausgesucht. Einmal gab es einen Anschlag auf ihn, einmal wurde sein Auto angegriffen. Beide Male blieb er zum Glück unverletzt.

Nun ist Hans Koschnick tot. Er starb, wie es offiziell immer heißt, nach einer schweren Krankheit. Mit ihm tritt ein Mensch ab, der immer ein überzeugter Europäer, Demokrat, Sozialdemokrat und vor allem Bremer war. Es ist als ob die Menschen an der Unterweser ein wenig innehalten und sich gegenseitig erinnern: „Weißt Du noch, wie wir in manch turbulenter Sitzung mit Hans diskutierten?“ Am Ende gab es immer eine Lösung des Problems.

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Ulf Buschmann
Ulf Buschmann

arbeitet als freier Journalist in Bremen.
 

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