Touristen, Polizisten, Journalisten und Berliner auf dem Weg zur Arbeit staunten am Dienstag nicht schlecht, als eine von Jugendlichen errichtete Kartonmauer von zwei mit
Schutzanzügen bekleideten und schwarz-gelbem Klebeband eingewickelten Gestalten eingerissen wurde. Doch wurde hier nicht etwa des Falls der Berliner Mauer gedacht oder einer der zahlreichen
Blockbusterfilme mit Berlin als Kulisse gedreht. Eine Initiative aus verschiedenen Jugendverbänden wie der Grünen Jugend und der Jusos hatte
unter dem Motto "Ändert DAS!" zur medienwirksamen Protestaktion eingeladen.
Schwimmbad einreißen
Auf den Kartons prangte das Bild eines Schwimmbades, das symbolisch eingerissen wurde. Die Veranstalter wollten auf mögliche Ergebnisse der Sparpolitik der Bundesregierung
hinweisen, denn heute begannen in Berlin nicht nur die Zombies zu wüten, sondern auch der Bundestag mit seinen Haushaltsberatungen. "Schwarz-Gelb schädigt junge Menschen jetzt und in Zukunft",
sagte der Juso-Vorsitzende Sascha Vogt. "Studiengebühren, fehlende Ausbildungsplätze und Bibliotheken nehmen Jugendlichen heute die Bildungschancen. Schwarz-Gelb fördert den
Fachkräftemangel!"
Die am Dienstag begonnene Kampagne hat verschiedene Schwerpunkte. "Vor allem die Themen Umwelt und Erneuerbare Energien spielen eine herausragende Rolle", erläuterte Julia Römer, Mitglied der Bundesjugendleitung der BUNDjugend. Das Energiekonzept der Bundesregierung sei kein Beitrag zum Klimaschutz. "Innerhalb dieser Kampagne fordern wir gemeinsam mit unseren Bündnispartnern aktiven Klimaschutz und eine generationengerechte Perspektive ein."
Gegen Rechts
Der Vorsitzende der Naturfreundejugend Kai Niebert kritisierte mit Kind auf dem Arm : "Die Bundesregierung stellt sich mit ihrer Energiepolitik konsequent gegen die Interessen
von Kindern und Jugendlichen: Die Laufzeitverlängerung führt zu mehr Blutkrebs bei Kindern, mehr Atommüll und weniger Ausbildungsschancen im Bereich der Erneuerbaren. Deswegen fordern wir:
Ändert das!"
Und auch der Kampf gegen Rechts spielt für die politischen Verbände eine wichtige Rolle. Gesine Agena, Bundessprecherin der Grünen Jugend, erklärte: "Wer sich aktiv gegen Nazis
wendet, wird von der Bundesregierung verhöhnt." Im Mittelpunkt der Kritik steht die Ankündigung von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, Links- und Rechtsextremismus künftig gleich
behandeln zu wollen. Gesine Agena bezeichnet dies als "absurde Pläne", denn sie untergrüben das demokratische Engagement vieler Jugendlicher gegen Rassismus und Nationalismus in ganz
Deutschland. "Es darf nicht sein, dass das Einstehen für demokratische Werte kriminalisiert wird."
Zustimmung aus Belgien
Unerwartete Unterstützung bekamen die jungen Leute aus dem Ausland. Mitten in ihre Aktion mischte sich eine Gruppe Senioren aus Belgien, die kurzerhand die Aussagen der jungen Aktivisten vom Reiseleiter übersetzt bekamen. Und siehe da: Auch in Belgien werden die Konsequenzen von Sparmaßnamen erkannt und verstanden. So erhielten die Aktivisten nicht nur Anerkennung für ihre tolle Aktion, sondern auch viel Applaus. Einige wurden sogar zum Motiv fürs Fotoalbum. "Die Probleme kennen wir in Belgien auch, aber dass die Jugendlichen etwas dagegen tun, nicht", wusste der Reiseleiter zu berichten.