Das Jubiläumsjahr der SPD wirft seine Schatten voraus. Überall im Land bereiten Genossen Veranstaltungen vor. So soll Görlitz im Juni rot werden. Die Jubiläumsbeauftragte Gerhild Kreutziger erklärt wie.
vorwärts: Ist Görlitz rot?
Gerhild Kreutziger: Zurzeit leider viel zu wenig. Die SPD hat hier nur 44 Mitglieder und stellt lediglich drei von 38 Stadträten. Früher hatten die Sozialdemokraten eine ganz andere Bedeutung in Görlitz. Bis zur Machtergreifung der Nazis hatten sie die Mehrheit im Stadtrat. Manch ein SPD-Politiker, z.B. Paul Löbe (Reichstagspräsident von 1925 bis 1932 Anm. d. Red.) und Hermann Müller (Reichskanzler von 1920-1930 Anm. d. Red.), haben hier ihre ersten Schritte gemacht, ehe es sie in die große Politik gezogen hat. All das ist uns erst richtig bewusst geworden, als wir uns für das Parteijubiläum im kommenden Jahr mit unserer Geschichte beschäftigt haben.
Für kommenden Juni planen Sie ein „rotes Meer“ in Görlitz. Was hat es damit auf sich?
Wir wollen mehr Rot in Görlitz. Das hat uns zum Wortspiel mit dem roten Meer verleitet. Schon seit einigen Jahren unterstützen wir den Europamarathon, der im Juni in Görlitz und der polnischen Partnerstadt Zgorzelec stattfindet. Seit drei Jahren sind wir auch mit einer eigenen Läufer- und Unterstützergruppe dabei und in unseren roten T-Shirts sehr sichtbar. Das kommt bei den Menschen an. Zum 150. Partei-Geburtstag wollen wir nun mit einer möglichst großen Läufergruppe an den Start gehen und laden deshalb Sozialdemokraten aus der ganzen Republik zu uns nach Görlitz ein. Wer gern läuft, aber den Marathon nicht schafft, kann sich natürlich auch für kürzere Strecken anmelden. Das gilt auch für Sportler mit einem Handicap. Diesbezüglich ist der Europamarathon einfach vorbildlich und auch dafür möchten wir gern Reklame machen.
Sie laden nach Görlitz ein, nur um den Marathon zu laufen?
Nein, natürlich nicht. Im Jubiläumsjahr wollen wir Sozialdemokraten von überall zusammenbringen und ein ganzes Wochenende gemeinsam feiern. Dazu laden wir für das erste Juni-Wochenende nach Görlitz ein. Am Freitag gibt es in Zusammenarbeit mit der Friederich-Ebert-Stiftung eine Lesung mit Jörg Hildebrandt, dem Witwer von Regine Hildebrandt. Sie ist für uns nach wie vor die Sozialdemokratin des Ostens schlechthin. Am Samstag feiern wir ein Fest der Sozialdemokratie und am Sonntag nach dem Marathon treffen sich Sozialdemokraten aus Deutschland und aus Polen. Mir ist wichtig, dass Begegnungen möglich sind und Zeit zum Erzählen bleibt. Und bis zum 2. Juni ist ja auch noch ein wenig Zeit. Mal sehen, welche Veranstaltungen das Rote Meer dann noch ergänzen.
Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie eigentlich?
Ursprünglich hatten wir wegen des 150. Geburtstags an 150 Läufer bzw. Unterstützer am Straßenrand gedacht. Mittlerweile haben wir noch eine Null drangehängt. Wenn wir 1500 Mitwirkende in roten T-Shirts zusammenbekommen, werden wir mit mehr Rot in der Stadt deutlich sichtbar. Wichtig ist, dass sich alle Läufer und Unterstützer vorher auf unserer Internetseite (www.goerlitz-im-roten-meer.de) eintragen, damit wir einen Überblick haben und besser planen können. Dort finden sie auch alle wichtigen Hinweise, die sie für ihre Reise nach Görlitz brauchen.
Was haben Sie sonst noch im Jubiläumsjahr geplant?
Das „rote Meer“ ist natürlich das zentrale Ereignis bei uns. Wir arbeiten aber auch gerade an einem Zeitzeugen-Projekt zum Volksaufstand am 17. Juni gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im März soll es dann noch einen Geburtstagsempfang des Unterbezirks geben, zu dem wir unsere Vorfeld-Organisationen und andere Initiativen einladen werden. Und im Herbst soll es eine Veranstaltung zu jüdischen Sozialdemokraten geben. Das Jahr wird ganz sicher interessant.
Weitere Informationen:
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.