Seit dem 9. Juni 2012 ist Jan Stöß neuer Landesvorsitzender der Berliner SPD. Im Interview mit dem vorwärts verrät er, warum er gegen den Amtinhaber Michael Müller angetreten ist und was seine programmatischen Ziele für die Hauptstadt SPD sind.
Warum haben Sie gegen den Amtsinhaber Michael Müller für den Vorsitz der Berliner SPD kandidiert?
Auch wenn vor der Wahl viele diese Äußerung belächelt haben: Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Viele Genossinnen und Genossen fanden, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Wir müssen wieder stärker inhaltlich miteinander diskutieren, und jeder muss wissen, dass seine Meinung wichtig ist. Dafür brauchen wir die Kompetenz aller Mitglieder der Berliner SPD. Wir werden einiges anders machen, aber natürlich auch nicht alles verwerfen, was sich bewährt hat. Und ich möchte in den nächsten Wochen auf alle zugehen, die ich vor der Wahl noch nicht überzeugen konnte – und freue mich sehr über eine Einladung in die Abteilungen und Kreise.
Sie gelten als Linker. Steht die Berliner SPD nun vor einem Linksrutsch?
Die Berliner SPD gilt als traditionell linker Landesverband in der SPD. Damit kann ich auch gut leben. Ich will erreichen, dass die SPD in Berlin die große linke Volkspartei bleibt. Das bedeutet: Wir müssen breite Wählerschichten ansprechen – von der Mitte bis zur Linken. Dieser Aufgabe wollen wir uns mit einem Landesvorstand stellen, in den alle Flügel eingebunden sind. Dafür ist es auch ein guter Start, dass dem Vorstand mehr Frauen und mehr Menschen mit Migrationshintergrund als je zuvor angehören.
Sie wollen auch das bundespolitische Profil der Hauptstadt-SPD schärfen. Woran denken Sie dabei?
Im Bund wurde die Berliner SPD in den vergangenen Jahren zu wenig gehört. Wir haben in Berlin insbesondere sozialpolitisch viel bewegt, was bundespolitisch relevant ist. Damit meine ich nicht nur unsere Integrations-, sondern auch unsere soziale Stadt-Politik. Aber auch wenn es um ungerechte Steuerpolitik, die fatale schwarz-gelbe Finanzpolitik oder einen innenpolitischen Rechtsruck geht, werden wir unsere Stimme lautstark erheben. Dafür stehe ich und darauf ist Verlass.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.