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Wie Thomas Hitschler seinen Wahlkreis mit 49 Stimmen Vorsprung gewann

Wahlkrimi in der Südpfalz: Mit nur 49 Stimmen Vorsprung hat Thomas Hitschler hier für die SPD das Direkt-Mandat für den Bundestag errungen – zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesrepublik. Wie das gelungen ist, erzählt er im Interview.
von Kai Doering · 27. September 2021
Mit 49 Stimmen Vorsprung zum Direktmandat: SPD-Abgeordneter Thomas Hitschler
Mit 49 Stimmen Vorsprung zum Direktmandat: SPD-Abgeordneter Thomas Hitschler

Bisher war der Bundestagswahlkreis Südpfalz fest in der Hand der CDU. Seit der ersten Bundestagswahl 1949 siegte die Union hier immer direkt, meist mit Ergebnissen von deutlich über 40 Prozent. Am Sonntagabend gelang Thomas Hitschler die Sensation: Der SPD-Abgeordnete lag nach einem langen Wahlabend mit 49 Stimmen vorn.

Wie geht es Ihren Nerven am Tag nach dem Wahlkrimi?

Meine Nerven hatten noch nicht so richtig Zeit sich zu erholen, weil ich nur zwei Stunden geschlafen habe. Nach dem Krimi in der Nacht hat es eine Weile gedauert bis ich schlafen konnte. Und morgens bin ich auch ziemlich schnell wieder wachgeworden, um als allererstes auf der Seite des Bundeswahlleiters nachzusehen, ob da immer noch dasselbe steht wie in der Nacht, dass ich das Direktmandat geholt habe.

Wann wussten Sie, dass das Direktmandat fix ist?

Das war wirklich Nerven aufreibend. Irgendwann hat ja die Seite des Landeswahlleiters keine Daten mehr übermittelt. Der Bundeswahlleiter hat dann vermeldet, dass ich den Wahlkreis gewonnen hätte. In dem Moment war ich halb erleichtert. Ganz erleichtert war ich, als es der Landeswahlleiter etwas später auch erklärt hat. Das war so kurz vor zwölf.

Die SPD in der Südpfalz macht es ja gerne spannend. Bei der Landtagswahl im März hat Thomas Kropfreiter seinen Landtagswahlkreis mit nur vier Stimmen Vorsprung gewonnen.

Ja, das stimmt. Mit ihm habe ich während der Stimmauszählung auch telefoniert und ihm gesagt, dass ich mir nun gut vorstellen kann, wie er sich im Frühjahr gefühlt haben muss.

Die SPD hat den Wahlkreis Südpfalz seit Bestehen der Bundesrepublik noch nie direkt gewonnen. Wie ist das jetzt gelungen?

Haustürbesuche, Haustürbesuche, Haustürbesuche. Seit Mai war ich fast durchgehend unterwegs an den Haustüren in der Südpfalz. Hinzu kommt, dass ich als Spitzenkandidat der SPD Rheinland-Pfalz auch medial ordentlich präsent war. Ein dritter Faktor war sicher die Landtagswahl im Frühjahr, deren Ausgang den Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern einen ordentlichen Motivationsschub gegeben hat.

Hat sich Ihr Sieg schon während des Wahlkampfs abgezeichnet?

Nein. Wir haben uns auch nicht getraut, über einen möglichen Sieg im Wahlkreis zu sprechen. Natürlich war es unser Ziel und je näher der Wahltag kam und die Prognosen einen möglichen Sieg vorhergesagt haben, war das Ganze auch nicht mehr völlig abstrakt. Aber wirklich zu hoffen gewagt haben wir das nicht. Die Dominanz der CDU war uns schon sehr bewusst.

Sie waren bereits zwei Legislaturperioden über die Landesliste im Bundestag. Was ist mit dem Direktmandat nun anders?

Erstmal nichts. Ich brauche das Direktmandat auch nicht für mein Ego. Aber natürlich trage ich schon eine große Verantwortung, wenn die Menschen im Wahlkreis mir in der Mehrheit das Vertrauen aussprechen und wollen, dass ich der direkt gewählte Abgeordnete bin. Das lässt mich noch demütiger zurück, was meine Aufgabe als Abgeordneter anbelangt. Davon abgesehen ist es toll, das Gefühl großer Siege bei Landtagswahlen nun auch bei der Bundestagswahl erleben zu dürfen.

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