Wie Martin Schulz zum „Posterboy“ der WG-Küche wurde
Dirk Bleicker
Das Herz einer jeden Wohngemeinschaft ist? Die Küche. Hier trifft man sich, trinkt morgens Kaffee und abends Bier, streitet die restliche Zeit über den Abwasch und feiert nachts die besten Partys – auch wenn alle anderen Räume der Wohnung eigentlich viel größer sind. Alles zusammen macht deutlich mehr Spaß, wenn die Küche ansprechend gestaltet ist. Dachten sich auch Daniel Becker, Nils Lange und Manuel Meißner. Die drei teilen sich eine WG in Freiburg. Was mit einer schnöden E-Mail an die vorwärts-Redaktion begann, fand am Montagabend beim vorwärts-Sommerfest seinen Abschluss.
Martin Schulz: Brüssel, Würselen, Freiburg
Aber der Reihe nach: Zunächst war da nur weiß. „Nach dem Auszug meiner vorherigen Mitbewohner sah die Küche relativ kahl aus“, erinnert sich Daniel Becker, der zum Studieren von Berlin aus in den Breisgau gezogen war. Da sich der Vorsitzende der Jusos in Freiburg dem Anfang des Jahres einsetzenden Hype um Martin Schulz nur schwer entziehen konnte, war eine Idee schnell geboren: Warum nicht ein Poster des SPD-Kanzlerkandidaten in die Küche hängen, als „Initial für politische Diskussionen.“ Seine Mitbewohner, von denen zum damaligen Zeitpunkt einer ebenfalls der SPD angehörte, musste Becker nicht lange überzeugen.
Blieb die Frage: Wie rankommen an ein Poster jenes Mannes, der bis dahin vielen lediglich als Martin Schulz aus Brüssel statt aus Würselen bekannt war? Die Lösung: der vorwärts. Kurz zuvor war dieser mit einem großen Schulz-Porträt auf dem Titel in den Briefkästen der SPD-Mitglieder gelandet. Eine E-Mail an die Redaktion war schnell geschrieben, der „Schulz-Poster-Zug“ nahm Fahrt auf.
Sein Ziel erreichte er am Montag in der Berliner Kulturbrauerei. Unter den rund 2000 Gästen des vorwärts-Sommerfestes fanden sich neben SPD-Chef Martin Schulz (mindestens) drei Studenten aus Freiburg. Ihre auf Postergröße gedruckte vorwärts-Titelseite versah der Parteichef nicht nur mit einer Widmung, auch für ein kurzes Gespräch nahm sich Schulz Zeit. Das überzeugte wohl auch Manuel Meißner, das einzige der drei WG-Mitglieder ohne SPD-Parteibuch. Den von Generalsekretärin Katarina Barley persönlich überreichten SPD-Mitgliedsantrag füllte er gleich aus und macht die SPD-WG damit komplett. Wo bitte, wenn nicht in ihrer WG-Küche, sollte ein Martin-Schulz-Poster an der Wand hängen?