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Wie eine Sozialdemokratin per Fahrrad auf Wahlkampftour geht

Magdalena Wagner macht eine Fahrradtour durch ihren Wahlkreis in Bayern. Sie ist zurzeit täglich auf dem Rad, um jeden Ort in ihrem Wahlkreis Erding-Ebersberg zu besuchen. Besonders an dieser Art von Wahlkampf sind für sie die spontanen Begegnungen.
von Paul List · 9. August 2021
Magdalena Wagner kandidiert in Erding-Ebersberg bei München für den Bundestag, rechts neben ihr Andreas Mehltretter, der im Nachbarwahlkreis Freising antritt.
Magdalena Wagner kandidiert in Erding-Ebersberg bei München für den Bundestag, rechts neben ihr Andreas Mehltretter, der im Nachbarwahlkreis Freising antritt.

Mit dem Auto wäre es natürlich auch gegangen, sagt Magdalene Wagner. Doch sie habe sich bewusst dagegen entschieden, denn mit dem Fahrrad könne sie Ort für Ort besuchen und es sei persönlicher. Sie könne die Menschen und ihre Region noch besser kennenlernen. „Zudem ist das Fahrrad klimaneutral“, sagt die SPD-Bundestagskandidatin und setzt damit ein Zeichen für ihre zukünftige Politik.

Zehn Tage auf Tour

Die Tour beginnt in Egmating im Süden ihres Wahlkreises und wird auch dort nach zehn Tagen Radfahren enden. In dieser Ortschaft ist Magdalena Wagner mit drei Geschwistern aufgewachsen. Seit 2014 sitzt sie im Gemeinderat von Egmating und engagiert sich schon lange im SPD-Ortsverein. Von dort aus geht es zunächst mit dem Fahrrad Richtung Norden, an jedem Tag sind vier bis fünf Ortschaften vorgesehen. Bis jetzt sind sie kaum vom Regen verschont geblieben, dadurch sind die Infostände auch weniger besucht, erzählt Wagner. „Trotzdem war es toll, es ist immer total schön, wie herzlich einen die Genossinnen und Genossen empfangen“, sagt sie. Geschlafen wird unterwegs entweder im Garten oder bei Parteifreund*innen.

Auf der bisherigen Strecke habe sie viel über die Bedürfnisse der Kommunen gelernt und wo der Bund mit Fördermitteln helfen könne, so Wagner. Auch habe sie vor Ort erkannt, welches Potenzial noch in der Solarenergie stecke. „Viele Dächer sind schon ausgestattet, aber viele leider eben auch nicht, da gibt es auf jeden Fall noch einiges zu tun “, sagt Wagner. Besonders ist Magdalena Wagner aufgefallen, dass egal bei welchem Thema das Gespräch beginne, man am Ende auf das Problem der großen Einkommensungleichheit komme.

„In der SPD sein, liegt bei uns in der Familie“

Ihren ersten Wahlkampf bestritt sie bereits mit sechs Jahren, als ihr Vater für das Bürgermeisteramt kandidierte. In ihrer Kindheit hatte die Politik dennoch zunächst keinen hohen Stellenwert, bis sie in der Schule einen Kurs über Politik und Zeitgeschichte belegte. Dort diskutierte sie immer wieder mit Kommunalpolitiker*innen und  Landtagsabgeordneten, dies entfachte ihr Interesse an der Politik und dem gesellschaftlichen Engagement.

Während des Abiturs sei sie in die SPD eingetreten, erzählt Wagner. „Richtig aktiv ist bin ich dann 2014 geworden, da bin ich in den Gemeinderat gewählt worden“, erzählt Magdalena Wagner. Dass sie gewählt wurde, sei aus ihrer jahrelangen Leitung des Jugendraums gefolgt, durch welche sie im Ort gut vernetzt war, erklärt Wagner. Vom Gemeinderat ging es parallel zu den Jusos und von dort aus weiter von Ebene zu Ebene.

Ihr Wahlkreis ist keine Hochburg der SPD

Bis sie schlussendlich vor der Entscheidung stand, für den Bundestag zu kandidieren. Sie habe bemerkt, dass sie auf der kommunalpolitischen Ebene nicht mehr mit ihren politischen Zielen weiter komme, da um sie zu erreichen im größeren Rahmen neue Strukturen geschaffen werden müssten, erklärt Magdalena Wagner.

Ihr bayerischer Wahlkreis ist keine sozialdemokratische Hochburg. Trotzdem möchte sie für die Themen der SPD kämpfen, auch wenn es Orte gebe, in welchen die SPD auf nur fünf Prozent komme. „Es ist schon schwierig, aber wir sind ja von unseren Idealen überzeugt,“ sagt Wagner. Glücklicherweise würde sie von den allermeisten Anwohnern akzeptiert werden. Viele fänden es zudem toll, dass sie sich schon in ihrem jungen Alter in dieser Form für die Gesellschaft einsetzen möchte.

Beteiligung der Jugend und ein faires Wohnen

„Mein Herzensthema ist auf jeden Fall Kinder- und Jugendpolitik, da viel über Kinder und Jugendliche hinweg entschieden wird“, sagt Wagner. Die Absenkung des Wahlalters sei ein Schritt in die richtige Richtung, doch man sollte die Jugend insgesamt viel mehr in Entscheidungsprozesse einbinden und berücksichtigen, fordert Wagner. Sie sagt: „Es ist klar, dass wenn man sie nicht hört, es auch eine gewisse Parteienverdrossenheit gibt." Deshalb möchte Wagner speziell mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen, um ihre Interessen und Wünsche mit in die Politik nehmen zu können.

Magdalena Wagners Wahlkreis liegt im Speckgürtel von München, dort ist Wohnen ein großes Thema.  Einkommensschwächere werden durch stark steigende Mieten aus der Stadt in den ländlichen Raum gedrängt. Selbst in diesem seien die Preise in den letzten Jahren stark gestiegen, da die Nachfrage durch die Verdrängung aus der Stadt gestiegen sei, erklärt Wagner. Auf die Frage, wie sie die Wohnsituation verbessern möchte, antwortet sie: „Im Zukunftsprogramm haben wir insgesamt gute Konzepte.“ Es müsse vor allem der kommunale und genossenschaftliche Wohnungsbau gefördert werden. Außerdem müsse viel mehr sozialer Wohnungsbau entstehen und es brauche einen Mietenstopp, fordert Magdalena Wagner.

Autor*in
Paul List

Paul List ist Praktikant beim „vorwärts“.

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