Wie ein SPD-Bürgermeister Martin Sonneborn das Lachen lehrt
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Die SPD, lustiger als „Die Partei“? Seien wir ehrlich, im Duell mit den von Martin Sonneborn geführten „politischen Spaßbrigaden“ kann die Sozialdemokratie wohl nur verlieren. Aus dem Sport aber wissen wir: Auch Außenseiter können gegen haushohe Favoriten punkten. Gelungen ist das Andreas Starke, dem Oberbürgermeister von Bamberg.
„Die Partei“ fordert Bier, Wurst und den Rathausbalkon
Was war passiert? Anlass für das der Fairness halber auf dem Postweg ausgetragene Duell war ausgerechnet die Ankündigung einer Visite von Martin Sonneborn in Starkes Hoheitsgebiet. Der Satireprofi, ehemalige Chefredakteur des Titanic-Magazins und seit 2014 Abgeordnete im Europaparlament, stattet der Stadt am 20. Februar einen Besuch ab. Unter dem Titel „Krawall und Satire“ will er die Bamberger vor Lachen in die Knie zwingen.
Anlass genug, einen angemessenen Empfang einzufordern, dachten sich die Kollegen Sonneborns vom „Die Partei“-Kreisverband in Bamberg. Per Brief wandten sie sich an Starke und seinen Hofstab. Die Forderung: „Ein politischer Empfang seitens der Stadtspitze“, inklusive „Verköstigung mit Bamberger Spezialitäten wie Bier des Braumeister Kalb und Wurtswaren des Metzgermeisters Kalb.“ Sonneborn sollte sich in das goldene Buch der Stadt eintragen und später eine Rede an das Volk durch ein geöffnetes Rathausfenster halten dürfen.
SPD-Mann mit Hang zur Satire
Starke wäre kein guter Gastgeber, würde er auf das Gesuch seines weit gereisten Gastes nicht die passende Antwort geben. In einer laut Pressestelle „spontan“ formulierten und durch ein „gewisses Amusement über den Ursprungsbrief“ entstandenen Antwort schrieb er: „Ihr Schreiben vom 13.01.2016 macht uns schon deshalb dankbar, weil Sie überhaupt an uns gedacht haben. Außerdem haben Sie es geschafft, unsere ganze Geisteskraft zu mobilisieren. Kompliment, das gelingt nicht jedem.“
Starke fährt er fort: „Die Idee, eine Rede ans Volk von einem geöffneten Rathausfenster zu halten, ist sehr bescheiden.“ Angemessen wäre stattdessen eine Fanfare von zwei Trompetenbläsern der Bamberger Symphoniker, dazu eine Rede vor der versammelten Bamberger Einwohnerschaft vom Rathausbalkon, garniert durch „dezentes Winken, leichtes und hörbares Räuspern, staatstragende Ansprache, huldvolles Lächeln und sicheres Abtreten“, so der Bürgermeister.
Balkonbau im Tempo des Flughafens BER
Das Problem an der Sache: Der „Königsbalkon“, von dem aus sich Sonneborn an die Bürger Bambergs richten sollte, wurde vom „berühmten Baumeister Balthasar Neumann“ schlicht vergessen. Darum verspricht Starke: „Ihr Anliegen hat uns nun motiviert, dieses uralte, eigentlich unverständliche Defizit, zu beseitigen.“ In zehn bis 12 Jahren, so die seriöse Schätzung Starkes, könne Sonneborn auf dem dann angebauten Balkon seine Rede halten. Immerhin: Der vorgeschlagenen Verköstigung stehe nichts im Wege, auch die temporäre Aussetzung des Rauchverbots in kommunalen Gebäuden sei aufgrund der Nähe Sonneborns zu Helmut Schmidt durchaus denkbar.
Und Sonneborn? Der schweigt. Auf die Frage nach einer durch die Bauzeit bedingte Verschiebung seines Auftritts hat Starke bislang weder von Sonneborn noch dessen Helfern eine Antwort bekommen. Vielleicht war „Die Partei“ von der Schlagfertigkeit des SPD-Bürgermeisters schlicht überrascht. Starke selbst wiederum betrachtet den Briefwechsel „als willkommene Abwechslung vom kommunalpolitischen Alltag“. Einen Wechsel zur Satirepartei schließt er kategorisch aus. Neumitglieder wie ihn würden sie dort sicher mit Kusshand begrüßen.