Wie die SPD ehemalige Mitglieder zurückgewinnt
Carsten Achilles
Er hatte es schon angekündigt. Vor einem Jahr schrieb Carsten Achilles auf Facebook: „Wenn Martin Schulz Kanzlerkandidat wird, dann trete ich wieder ein.“ Sein Wort hat Achilles gehalten. Seit Februar 2017 ist er wieder Mitglied der SPD. 2011 war Achilles das erste Mal eingetreten. „Ich hatte nach 20 Jahren meinen Job verloren“, sagt Achilles. „Ich dachte mir, es kümmert sich jetzt keiner um dich. Ich muss mich für mich selbst engagieren. Deswegen bin ich in die Arbeiterpartei eingetreten.“ Achilles’ Vater war ebenfalls in der SPD. Die ganzen Nachbarn seien auch Mitglieder gewesen. „Ich bin mit der SPD groß geworden“, betont er.
Klare Kante gegen Rechts und Fehler verbessern
Doch nach einem Jahr der Mitgliedschaft folgte der Austritt. Gründe dafür gab es mehrere. Zum einen sei die Altersstruktur des Parteiverbands vor Ort für den damals 46-Jährigen nicht sehr attraktiv gewesen. Zu viele alte Mitglieder und zu wenig Aufbruchsstimmung prägten das Bild. Zum anderen missfiel Achilles die generelle Situation in der SPD.
„Ich interessiere mich sehr stark bundespolitisch. Die Angleichung an die CDU hat mir damals nicht gefallen. Man konnte beide Parteien nicht mehr unterscheiden.“
Den Umschwung brachte wie so oft in den vergangenen Wochen Martin Schulz. „Ich hatte Martin Schulz schon länger auf dem Schirm. Für mich ist er nicht die gottähnliche Gestalt“, sagt Achilles scherzhaft. „Ich habe ihn das erste Mal vor zwei Jahren wahrgenommen und habe mir einige Sachen von ihm auf YouTube angeschaut.“
Besonders gut gefällt Achilles die klare Haltung von Schulz gegen Rechts. Was heute wieder in der Öffentlichkeit von Rechtspopulisten gesagt werden könne, schockiere ihn. Martin Schulz spreche sich offen und klar gegen Rechts aus. Das gefalle ihm gut. Außerdem bringe Martin Schulz die Menschen wieder zusammen. Dabei will Achilles ihn jetzt unterstützen. Die Aussagen von Schulz zur Agenda 2010 gefallen Achilles ebenfalls. „Ich war eigentlich Schröder-Fan. Aber bei der Reform sind einige Fehler gemacht worden“, sagt er. „Man muss sich aber nicht deswegen verstecken, sondern daran arbeiten, die Fehler verbessern und das auch zeigen.“
Es herrscht Aufbruchstimmung
Das kann Achilles als Mitglied der SPD seit Februar wieder tun. Am selben Tag ist mit ihm auch sein 19-jähriger Sohn in die SPD eingetreten. Gemeinsam sind sie jetzt im selben Ortsverband aktiv, in den Achilles schon 2011 eingetreten war. Doch die Struktur hat sich durch eine Zusammenlegung geändert. „Die Jusos sind jetzt viel aktiver und es herrscht Aufbruchsstimmung. Es gibt einige Leute, die jetzt viel mehr vorangehen“, sagt Achilles.
Einen aktiven Wahlkampf für Martin Schulz könne Achilles aber nicht machen. Dafür bliebe ihm als Schichtarbeiter zu wenig Zeit. Aber er betont: „Wenn ich gefragt werde, werde ich die roten Rosen verteilen.“