Parteileben

Wie das Willy-Brandt-Haus zur Kampagnenzentrale der SPD wird

Das Willy-Brandt-Haus in Berlin, der Sitz der SPD-Führung, stellt seine Arbeitsweise um. Zum Nutzen der Mitarbeitenden und der Mitglieder. Wie das geht, erklärt Bundesgeschäftsführerin Jessika Wischmeier.
von Kai Doering · 17. April 2023
Jessika Wischmeier: Die SPD-Bundesgeschäftsführerin will durch agiles Arbeiten „Freude in die Arbeit bringen“.
Jessika Wischmeier: Die SPD-Bundesgeschäftsführerin will durch agiles Arbeiten „Freude in die Arbeit bringen“.

Es gibt einen Raum im Willy-Brandt-Haus, der anders ist als andere. Hier gibt es bunte Sitzgelegenheiten, auf denen man sich nur mit der richtigen Körperspannung halten kann. Ein Großteil der Wände und sogar der Tisch können beschrieben werden. „Das ist unser Projektraum“, sagt Jessika Wischmeier, die Bundesgeschäftsführerin der SPD. Sie hat den Raum einrichten lassen. Hier finden die Planungsrunden mit den Abteilungs-, Büro- und Referatsleiterinnen und -leitern aus dem Willy-Brandt-Haus statt. „Nach und nach sollen noch mehr Räume im Haus so aussehen wie hier“, ist Wischmeiers Ziel.

Sichbares Zeichen der Veränderung

Der Projektraum ist sichtbarstes Zeichen einer Veränderung, die im Willy-Brandt-Haus 2019 begann. Bei der Organisation des Mitgliederentscheides über den Parteivorsitz wurde erstmals die Methode des agilen Arbeitens genutzt. Jessika Wischmeier hatte sie in einem IT-Projekt kennengelernt und wollte sie auf die Arbeit im Willy-Brandt-Haus übertragen. „Der Mitgliederentscheid schien mir dafür ideal, weil es ein zeitlich klar begrenztes Projekt mit einem festen Ziel war“, sagt sie rückblickend.

Beim agilen Arbeiten werden Entscheidungen in erster Linie von den Mitarbeitenden selbst getroffen. Sie organisieren sich in den Teams selbst und sind für den Weg, wie die Projektziele erreicht werden, selbst verantwortlich. Diese können sich innerhalb des Prozesses mehrfach ändern. „Das ermöglicht gemeinsame Erfolgserlebnisse und ein viel transparenteres Arbeiten“, sagt Jessika Wischmeier. In Unternehmen orientiert sich der gesamte Prozess stark an den Wünschen der Kunden, ein Ansatz, den auch die Bundesgeschäftsführerin verfolgt. „Unsere Kunden sind je nach Projekt sehr unterschiedlich, von den Mitgliedern, über die Wähler bis hin zur Parteiführung.“

Erfolgreich im Bundestagswahlkampf 2021

Auch im Bundestagswahlkampf 2021 hat die SPD das agile Arbeiten erfolgreich eingesetzt. „Das gesamte Willy-Brandt-Haus war ein Kampagnenhaus“, schwärmt Wischmeier – einer der Gründe für den Wahlerfolg. Genauso soll es bei der Europawahl 2024 sein. „Über die Teams entstehen innovative Ideen, die wir nutzen wollen.“ Und noch ein Aspekt des agilen Arbeitens ist der Bundesgeschäftsführerin wichtig: „Es soll Freude in die Arbeit bringen.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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