Welle an SPD-Neueintritten hält an – auch in den Landesverbänden
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Viele Gründe, sich zu freuen, hat die SPD zurzeit nicht. Da kommen gute Nachrichten gerade recht. Eine konnte Parteichef Martin Schulz gleich wenige Stunden nach der verlorenen Bundestagswahl mitteilen: Innerhalb nicht einmal eines Tages waren 1400 Menschen neu in die SPD eingetreten – und das allein im Internet. Für Schulz zeigt das: „Unsere Partei wird nicht nur gebraucht, sie ist auch stark genug, aus dieser Niederlage neue Kraft zu schöpfen.“
SPD wird von Tag zu Tag stärker
Bleibt man im Bild, wird die SPD gerade von Tag zu Tag stärker. Mehr als 3000 Online-Eintritte verzeichneten die Sozialdemokraten bis Donnerstag Mittag. Hinzu kommen viele weitere in den Landesverbänden.
So freut sich die SPD in Berlin über 272 Eintritte seit der Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen für die Bundestagswahl. Besonders erfreulich: 110 davon sind Wiedereintritte. Insgesamt seien seit Anfang des Jahres 2205 Menschen in die Partei eingetreten, teilt die Landesgeschäftsstelle, das Kurt-Schumacher-Haus, mit.
„Inzwischen hat unser Landesverband mehr als 19.000 Mitglieder“, sagt Landesgeschäftsführerin Anett Seltz. Die vielen Eintritte seit dem Wahlabend zeigen aus ihrer Sicht auch: „Der Ausschluss einer erneuten großen Koalition ist die richtige Entscheidung.“
Ein klares Zeichen gegen den Rechtsruck
Auch im Nordosten freut sich die SPD über Zuwachs. Die Sozialdemokraten in Mecklenburg-Vorpommern konnten seit Sonntag Abend 32 neue Mitglieder begrüßen. Insgesamt zählt der kleine Landesverband damit nun genau 2900 Mitglieder.
Zweistellig fällt der Zuwachs auch in Sachsen aus. Hier traten bis Donnerstag 90 Menschen neu in die SPD ein – für den Landesverband mit seinen nun 4860 Mitgliedern eine besondere Unterstützung. Schließlich landete die Partei bei der Bundestagswahl mit 10,5 Prozent der Stimmen nur auf Platz vier. Die AfD wurde stärkste Kraft.
„Die mehr als 100 Parteieintritte seit dem Wahlabend zeigen uns, dass die Menschen dem Rechtsruck etwas entgegensetzen wollen“, sagt so auch die Generalsekretärin der sächsischen SPD Daniela Kolbe. Viele SPD-Sympathisanten würden nun offenbar denken: Jetzt erst recht. „Wir freuen uns sehr darüber und werden nun gemeinsam mit allen Mitgliedern einen Weg finden, geschlossen in die Debatte zu gehen, zusammenzustehen und gemeinsame Lösungen zu finden.“
SPD soll in der Gesellschaft eine Rolle spielen
Die SPD in Nordrhein-Westfalen konnte bereits bis Dienstag 700 neue Mitglieder gewinnen. Inzwischen dürften es deutlich mehr sein. Auch im Süden hat die SPD nach der Wahlniederlage an Attraktivität gewonnen. In Baden-Württemberg sind seit dem Wahlabend 320 neue Mitglieder eingetreten. Wieder sind viele von ihnen sehr jung. „Für mich zeigt das, dass unser Partei zukunftsfähig ist. Unsere Ideale und Werte werden von jungen Menschen geteilt und sie möchten sich nicht nur gegen etwas einsetzen, sondern auch für etwas“, erklärt die Generalsekretärin der SPD-BW Luisa Boos.Vera
In Rheinland-Pfalz traten zwischen Sonntagabend und Donnerstagmittag rund 200 Menschen den Sozialdemokraten bei. Die bayerische SPD verzeichnete gar rund 500 Neueintritte. „Das ist ein extrem ermutigendes Zeichen für uns“, sagt Landesparteichefin Natascha Kohnen. Es zeige, dass viele ein Interesse hätten, beim Neuaufbau der SPD mitzuwirken. „Und viele wollen, dass die Sozialdemokratie in unserer Gesellschaft eine Rolle spielt.“
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.