Weißbier und schwarzer Humor
Den Bürgermeister von Vilshofen, Florian Gams, stellt zum ersten Mal seit 1978 wieder die SPD. Die Erfolge der sozialdemokratisch geführten Kommunen in Bayern waren denn auch sofort Thema der politischen Büttenreden. In welchen Städten gibt es die meisten Kita-Plätze in Bayern, fragte die SPD-Fraktion kürzlich im Landtag. In den SPD-Geführten, musste die Sozialministerin antworten. Da wollte sich die CSU gewitzt wehren und fragte gleich, in welchen Landkreisen es die meisten Kita-Plätze gebe, denn auf dem Land, da liegt die CSU schließlich weit vorn. Nur, die ersten drei Positionen belegten wieder die SPD-geführten Landkreise, trotzdem es davon nur ganz wenige gibt. Wenn der Gegner über seine eigenen Füße stolpert, ist das besonders lustig, und die rund 2000 Besucher im Festzelt honorierten das mit dröhnendem Applaus.
Lachen in Zeiten des Terrors
Der Hauptredner Sigmar Gabriel schlug erstmal andere Töne an: Diese Aschermittwochsrede falle ihm schwerer als sonst, weil es auf der Welt schlimmer zugehe als sonst. Karnevalisten diskutierten etwa darüber, auf Wagen zu verzichten, die einen Bezug zum dschihadistischen Terror haben, um selbst nicht Opfer dieses Terrors zu werden. Doch Gabriel ruft „allen geistigen Brandstiftern, Fanatikern und Gewalttätern in der ganzen Welt zu: Wir werden uns eurer Gewalt nicht beugen, wir werden unsere Meinungsfreiheit nicht aufgeben!“ Das Publikum tobt vor Zustimmung, der Funke ist sofort übergesprungen.
Ebenso wenig werde Deutschland seine Offenheit und Hilfsbereitschaft Bedürftigen gegenüber aufgeben, „Deutschland wird ein weltoffenes Land bleiben!“ Das schließe auch dumme innenpolitische Ideen aus, die meist aus Bayern kommen: Einwanderern vorzuschreiben, zu Hause Deutsch sprechen zu müssen, und gleichzeitig deren Kinder mit der Herdprämie aus der Kita herauszuhalten, wo sie Deutsch lernen können. Der Applaus ist genau so groß wie die vorgeführte Dummheit.
Merkel und Seehofer, Fahnen im Wind
Auch die Wankelmütigkeit der politischen Gegner nimmt Gabriel ins Visier und zwar bei seinem Leib- und Magenthema, der Energiewende. Erst beendet Merkel sie zusammen mit Seehofer zugunsten längerer Laufzeiten für Atomkraftwerke. Wenige Monate später reanimieren die beiden die Energiewende und lassen die AKW noch schneller abschalten, als von Rot-Grün geplant. „Aber nicht wegen Fukushima“, stellt Gabriel klar, sondern aus der schlichten Angst heraus, die für die CDU katastrophale Landtagswahl in Baden-Württemberg könnte sich woanders wiederholen.
Seehofer phantasierte anschließend von „Strom-Autobahnen“ und Zukunftstechnologie, doch „das war eine Operation am offenen Herzen“, ruft Gabriel in das Festzelt, denn Strom- und Energieversorgung sind von zentraler Bedeutung für Deutschland. Und jetzt wolle Seehofer zusammen mit seinem CDU-Kollegen aus Hessen, Volker Bouffier, nichts mehr von Stromleitungen wissen. Dieses Hin und Her bei einem so grundlegenden Thema, diese politische Willkür, dieser dumpfe Populismus – er braucht es gar nicht mehr auszusprechen, die Menge belohnt seine klare Schelte mit brandendem Applaus.
Österreicher lachen als letzte
Nur die Österreicher seien noch erwähnt, denn die lachen sozusagen als letzte. Aus ihren alten Ölkraftwerken kauft Bayern Strom, um die Lücke zwischen wegfallenden AKW und fehlenden Erneuerbaren zu schließen: „Dass sie mit diesen Dreckschleudern noch Geld verdienen, und dass wegen der Energiewende in Deutschland, da kommen die Österreicher vor Lachen nicht in den Schlaf.“