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Warum Martin Schulz beim Wahlkampf in Düren emotional wird

Die heiße Phase des Bundestagswahlkampfes beginnt. Der Kanzlerkandidat kommt auf Betriebstemperatur. Leidenschaftlich und engagiert zeigt sich Martin Schulz in Düren. Mitunter auch emotional. Dabei zeigt sich, dass er auch böse werden kann.
von Max Dichant · 28. August 2017
Martin Schulz in Düren: Er spricht auf Einladung von Dietmar Nietan
Martin Schulz in Düren: Er spricht auf Einladung von Dietmar Nietan

Das „Coqorico“ am Dürener Marktplatz ist gefüllt mit Menschen. Draußen ist es schwül. Die Menschen fächern sich mit roten Servietten Wind zu. Kleine Keramikschüsseln mit Tapas stehen neben Wasser und Softdrinks auf den Tischen. Bis auf das Klicken von Kameras ist es still im Lokal. Nur die Stimme von Martin Schulz ist zu hören, während er die Fragen der Anwesenden beantwortet.

Dietmar Nietan: „Fühlen Sie Martin richtig auf den Zahn.“

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dietmar Nietan hat ehrenamtlich engagierte Menschen in das Café im Herzen Dürens eingeladen. „Im Wahlkampf“, so Nietan, „laden mich Leute auf einen Kaffee zu sich nach Hause ein. Ich bringe dann den Kuchen mit und spreche mit den Menschen über Politik.“ Er freue sich sehr darüber, heute seinen Freund und SPD-Kanzlerkandidaten bei Tapas und Wasser statt Kaffee und Kuchen begrüßen zu dürfen. „Tun sie sich an den Tapas gütlich und fühlen sie Martin richtig auf den Zahn“, fordert Nietan seine Gäste auf.

Den Eisbrecher macht Jürgen Müller, Vorsitzender des Betriebsrats beim Automobilzulieferer Neapco, einem der größten Arbeitgeber der Region. Er möchte vom SPD-Parteivorsitzenden wissen, wieso er und seine Kollegen überhaupt noch zu Wahl gehen sollen, würden die Renten doch ständig weiter sinken, bei gleichzeitig zunehmender Arbeit. Auch Paul Zimmermann von der IG Metall fragt, welche Visionen Schulz für eine gerechtere Rente hat. „Wer 45 Jahre gearbeitet hat muss abschlagsfrei in Rente gehen können“, erklärt Schulz. Es dürfe nicht sein, dass Menschen mit 70 Jahren noch arbeiten müssen, so wie die CDU es wolle. „Ein neuer Generationenvertrag ist dringen notwendig. Diese Frage ist für mich ein Kampfthema!“, so Schulz weiter.

Martin Schulz: Das Kooperationsverbot muss weg

Die Themenpalette ist breit, auf die Schulz in rund eineinhalb Stunden eingeht. Als Karoline Pinkert vom Asylkreis Inden fragt, wieso es in einem reichen Land wie Deutschland zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, wird der SPD-Chef emotional: „Es macht mich böse, dass die Betroffenen nicht vernünftig unterstützt werden.“ Finanzminister Wolfgang Schäuble würde vorhandenes Geld wegen des Kooperationsverbotes zwischen Bund, Ländern und Kommunen nicht freigeben. „Die Menschen interessieren sich aber nicht für Zuständigkeiten, sondern für Zustände. Kooperation ist doch was Gutes. Dieses Verbot muss weg!“, fordert Schulz.

Matthias Dürbaum, Betriebsrat im Tagebau Hambach, beklagt einen zunehmenden Mangel an Respekt: „Wir arbeiten bei Wind und Wetter und werden dafür auch noch immer mehr angefeindet.“ Von Schulz möchte er wissen, wie er gedenkt, seinen Kollegen den Rücken zu stärken. „Das ist die zentrale Botschaft meines Wahlkampfs“, befindet Schulz daraufhin. „Unser Land muss sich diesen Respekt wieder leisten können! Es geht nicht, dass ein Polizist sich im Fußballstadion anpöbeln und bespucken lassen muss und gleichzeitig im Jahr weniger verdient als ein umjubelter Profi auf dem Rasen in einem Monat. Gute Arbeit verdient Respekt – egal von wem sie ausgeübt wird.“

Kein Platz für Rassismus und Gewalt

Zum Abschluss nutzt Jo Ecker vom „Dürener Bündnis gegen Rechts“ die Gelegenheit dem SPD-Frontmann eine Plakette „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“ zu überreichen. „Überall in Deutschland konnten wir diese Schilder schon verteilen. Vielleicht hängt in einem Monat ja auch eins beim deutschen Bundeskanzler.“

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