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Warum Klimaschutz solidarisch umgesetzt werden muss

Lukas Lindemann engagiert sich gleichzeitig bei den Naturfreunden und bei den Jusos. Vor dem Aktionstag von „Fridays for Future“ und der Klimakonferenz in Madrid spricht er über einen sozial gerechten Klimaschutz – vor Ort und auf der ganzen Welt.
von Benedikt Dittrich · 29. November 2019
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Lukas Lindemann, Sie sind gleichzeitig Juso und Naturfreund. Passt das gut zusammen?

Selbstverständlich! Seit mehr als zehn Jahren bin ich bei den Jusos, seit sieben Jahren bei der SPD und seit drei Jahren bin ich auch Mitglied der Naturfreundejugend. Ein Freizeit-Teamer hatte mich damals angesprochen und für den Verband gewonnen. Das passt aus meiner Sicht gut zusammen. Für einen umweltbewussten Sozialdemokraten kommt bei den Naturfreunden alles zusammen. Inzwischen gehöre ich auch bei der Naturfreundejugend zur Bundesleitung.

Sie sind also so etwas wie eine Schnittstelle?

Das kann man so sagen. Die Naturfreunde insgesamt sind eine Plattform, auf der soziale und ökologische Fragen zusammenkommen. Da findet ein Austausch statt und bei uns können viele andocken, von den Gewerkschaften bis hin zu anderen Naturschutz- und Jugendverbänden. Dadurch, dass ich bei den Jusos Mitglied bin, kommt mir ein bisschen die Rolle zu, Kontakte in beide Richtungen zu vermitteln. Vielleicht sorgt das auch ein wenig dafür, dass da eine Verbindung wiederauflebt, die in der Vergangenheit nicht so stark gefördert wurde.

Was zeichnet denn für Sie Klimaschutzpolitik in der SPD aus?

Die SPD hat auf jeden Fall Kompetenzen in dem Bereich. Zum Beispiel mit Nina Scheer, die auch für den Parteivorsitz kandidiert hat, aber auch mit anderen Politikern, teilweise schon in den achtziger Jahren. Aber in der Masse war das Bewusstsein damals noch nicht so vorhanden. Die SPD hat die schwierige Aufgabe, den Klimaschutz solidarisch und mit den Menschen umzusetzen. Es geht eben nicht nur darum, dass die Wissenschaft etwas vorschreibt und wir das jetzt machen müssen. Für uns als Sozialdemokraten muss die Frage der demokratischen Legitimation immer eine ganz besondere Bedeutung haben.

Wie bewerten Sie denn das Klimaschutzpaket?

Das Paket bleibt leider hinter den Erwartungen zurück. Also im Referentenentwurf des Umweltministeriums Anfang des Jahres standen einige gute Punkte drin, von denen viele leider rausgefallen sind. Wir waren als Naturfreunde vor zwei Wochen bei Svenja Schulze zu Besuch und haben darüber gesprochen. Es muss natürlich noch gerechnet werden, wieviel CO2 tatsächlich eingespart werden kann. Aber dass die paar Tonnen mehr oder weniger es retten, glauben wir nicht.

Sind bei der Naturfreundejugend auch viele bei Fridays for Future aktiv?

Ja, es gibt viele Verbandsmitglieder, die die Demonstrationen mit organisieren, viele nehmen daran teil. Wir gehören als Jugendverband auch zum Unterstützerkreis

Wäre denn ein besseres Klimaschutzpaket möglich gewesen?

Wenn Svenja Schulze nicht Umweltministerin gewesen wäre, hätte das Klimaschutzpaket vermutlich noch ganz anders ausgesehen. Zumindest kann man sich fragen, wie sozial das Paket dann noch gewesen wäre. Ich glaube, mit der CDU war nicht mehr möglich. Deswegen engagieren wir uns als Naturfreundejugend für eine Mehrheitsfähigkeit der sozialökologischen Transformation.

Und wie steht es um die Debatte innerhalb der SPD?

Ich glaube, dass die Jusos eine Art Beschleuniger sind. Vielleicht können wir zusammen auf dem Bundesparteitag etwas anstoßen. Als Naturfreunde, auch als Naturfreundejugend, können wir eine Brücke sein zwischen Umweltverbänden und der SPD. Auf jeden Fall braucht es da einen Schulterschluss, auch mit denen, die Klimaschutz vor Ort betreiben. Gemeinsam können wir mehr erreichen.

Kommende Woche beginnt die Klimakonferenz. Verfolgen Sie die Debatten dort auch?

Natürlich. Die Klimakrise ist ja eine globale Frage. Es geht neben dem Klimaschutz auch um Umweltschutz und globale Gerechtigkeit. Solange in den Industrieländern unsere Lebensweise und vor allem das Konsumverhalten nicht in Frage gestellt wird, wird es diese Krise weiterhin geben.

Sollte Deutschland als Industrienation also eine Vorreiterrolle einnehmen?

Auf jeden Fall. Vor rund 20 Jahren wurde mit dem Atomausstieg ja schon mal eine große Wende eingeläutet, daran kann man anknüpfen. Das war gut organisiert. Bis unter Angela Merkel und Schwarz-Gelb der Wiedereinstieg in die Atomkraft beschlossen wurde, nur um nach Fukushima erneut umzusteuern.

 

 

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Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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