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Warum Kevin Kühnert nicht für den SPD-Vorsitz kandidiert

Lange wurde spekuliert, am Donnerstag hat sich Kevin Kühnert definitiv geäußert: Der 30-Jährige wird nicht für den SPD-Vorsitz kandidieren. Zwar habe politisch viel dafür gesprochen. Aus persönlichen Gründen habe er sich allerdings dagegen entschieden, sagte der Juso-Vorsitzende.
von Jonas Jordan · 28. August 2019
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„Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass ich mich überhaupt mal mit dieser Frage beschäftige, hätte ich die Person vermutlich für völlig bescheuert erklärt“, sagt Kevin Kühnert in seiner wöchentlichen Video-Kolumne „Auf einen Kaffee mit Kevin Kühnert“- In der aktuellen Folge, die am Donnerstag auf dem Youtube-Kanal der Jusos veröffentlicht wurde, erklärt der 30-Jährige, wieso er nicht für den SPD-Vorsitz kandidieren wird. Zwar habe politisch viel dafür gesprochen, bei der nun anstehenden Mitgliederbefragung anzutreten. Denn die SPD sei in den vergangenen Jahren eine „inhaltlich unklare Partei“ gewesen. 

Sorge vor „Arena-Stierkampf“

Gleichzeitig habe ihn die Sorge umgetrieben, „dass wir in eine Art Arena-Stierkampf hineinlaufen“. Anlass dazu habe ihm insbesondere die Kandidatur von Olaf Scholz gegeben. Kühnert sagt, er habe befürchtet, dass es am Ende nicht mehr um die Frage gehen würde, was eigentlich der richtige Kurs für die SPD sei und womit ihre schlechte Lage der vergangenen Jahre zu begründen sei, sondern dass es ein „medial aufgeheizter Wettkampf zwischen zwei oder drei Alphatierchen“ gewesen wäre, die gegeneinander ausgespielt worden wären. „Wenn das so gekommen wäre, wäre die SPD im November keinen Schritt weiter gewesen, sondern wahrscheinlich wären wir sogar ein paar Schritte zurückgegangen“, befürchtet Kühnert. Er sei daher zu der Einschätzung gekommen, dass diese Art der Auseinandersetzung für die SPD destruktiv gewesen wäre. 

Zuletzt sei die Entscheidung, nicht anzutreten, aber auch eine ganz persönliche gewesen. „Ich mache ehrenamtlich Politik. Ich bin nicht seit Jahren und Jahrzehnten darauf vorbereitet, in so eine Rolle hineinzukommen. Ich habe keinen großen Apparat von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagt Kühnert. Daher wäre es für ihn ein schwieriges Unterfangen gewesen, den Parteivorsitz anzustreben und auch auszufüllen, sagt der Juso-Bundesvorsitzende. Eine Kandidatur aus taktischen Motiven sei für ihn nicht in Frage gekommen: „Ich finde es unehrlich, Mitgliedern ein Angebot zu machen, für ein Amt zu kandidieren, das man am Ende gar nicht haben will.“ Wenn man kandidiere, müsse man das auch wollen und sich sicher sein, genügend Unterstützung zu haben. „Das alles wäre gar nicht so leicht geworden“, glaubt Kühnert.

Kühnert: Wollen Einfluss nutzen

Er appelliert: „Guckt nicht nur auf die Galionsfiguren! Glaubt nicht, dass das Wohl einer Partei nur davon abhängt, wer an der Spitze steht, sondern kümmert euch auch darum, dass die guten Leute auch Unterstützung haben!“ Zur Rolle der Jusos fügt Kühnert an: „Wir haben es geschafft, dieser Partei und der ganzen politischen Debatte in Deutschland den Stempel aufzudrücken, ohne dass wir große Ämter oder Mandate haben.“ Das zeige, dass man die politische Debatte auch beeinflussen könne, ohne dafür zwingend in der ersten Reihe stehen zu müssen. Entsprechend kündigt er an: „Diesen Einfluss wollen wir nutzen.“

Kühnert sagt, er selbst sei bereit, „Leute zu unterstützen, wenn ihnen die Einschätzung der Jusos am Herzen liegt und sie erkannt haben, dass die Jusos eine starke Truppe sind“. Der Juso-Vorsitzende fügt hinzu: „Eine Sozialdemokratie, die bei knapp über zahn Prozent steht, hat wenig zu verlieren, aber eigentlich alles zu gewinnen.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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