Parteileben

Warum eine Doppelspitze der SPD gut tut

Bekommt die SPD eine Doppelspitze? Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) hat einen entsprechenden Antrag für den Bundesparteitag gestellt. Aus Sicht von ASF-Chefin Elke Ferner macht die Doppelspitze die Partei fit für die Zukunft.
von Elke Ferner · 28. Oktober 2015
Doppelspitze
Doppelspitze

Die SPD hat seit ihrer Gründung für die Gleichstellung von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft viel getan: angefangen vom Frauenwahlrecht bis hin zur rechtlichen Gleichstellung. Die tatsächliche Gleichstellung ist jedoch immer noch nicht erreicht – nicht in der Gesellschaft und nicht in der SPD. Auch wenn heutzutage Frauen in den Spitzenpositionen der Politik keine Seltenheit mehr sind und für die SPD genauso viele Frauen wie Männer ein Bundesministerium führen: Noch nie war eine Frau Vorsitzende der SPD oder der SPD-Bundestagsfraktion.

Auch die Vorsitze auf Landes- und kommunaler Ebene sind – nicht nur in der SPD – meist männlich besetzt. Unverändert seit 2011 werden nur vier SPD-Landesverbände und Bezirke von Frauen geführt. In knapp 23 Prozent der Unterbezirke bzw. Kreisverbände und nur in jedem fünften Ortsverein hat eine Frau den Vorsitz inne.

Männernetzwerke und Präsenzkultur

Die Gründe, warum der Frauenanteil unter den Vorsitzenden so gering ist, sind vielfältig und reichen von informellen Männernetzwerken bis hin zu einer abschreckenden Sitzungs- und Dauerpräsenz-Kultur. Hinzu kommt, dass es immer noch überwiegend die Frauen sind, die Beruf, Haushalt und die Erziehung der Kinder oder die Pflege naher Angehöriger unter einen Hut bringen müssen. Da bleibt oft kaum Zeit für die Übernahme von Verantwortung im Ehrenamt.

Mittlerweile betrifft dies jedoch auch immer mehr Männer. Denn immer mehr junge Väter wollen neben dem politischen Ehrenamt auch Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Dies gelingt – für Frauen und Männer – besser, wenn zwei sich die Verantwortung im politischen Ehrenamt teilen können.

Geteilte Verantwortung, mehr Partnerschaftlichkeit

Mit der Möglichkeit, sich Führungsverantwortung durch paritätisch besetzte Doppelspitzen zu teilen, wollen wir auch in der SPD leben, was wir für Beruf und Familie fordern: mehr Partnerschaftlichkeit und eine tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern.

Zudem werden wir so den Generationenwechsel in den ehrenamtlichen Funktionen besser hinbekommen. Denn immer häufiger haben wir schon heute Schwierigkeiten, ehrenamtliche Vorsitzende zu finden, weil die damit verbundene Arbeit und der zeitliche Aufwand der oder dem Einzelnen zu viel wird. Die Suche nach einer geeigneten Kandidatin oder einem geeigneten Kandidaten wird leichter, wenn die Verantwortung auf zwei ehrenamtliche Schultern verteilt werden kann.

ein weiblicheres Gesicht für die SPD

Da die Satzung der SPD diese Möglichkeit bisher nicht vorsieht, hat die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) einen satzungsändernden Antrag zum ordentlichen Bundesparteitag im Dezember gestellt. Es geht dabei nicht um die verpflichtende Einführung einer Doppelspitze auf allen Ebenen und Gremien. Es geht vielmehr darum, paritätische Doppelspitzen – dort wo gewünscht – zu ermöglichen.

Nach der Einführung der parteiinternen Quote auf dem Parteitag in Münster 1998 und dem Reißverschluss bei Listenaufstellungen 2011 wollen wir nun den nächsten Schritt gehen. Mit der Möglichkeit, Führungspositionen mit Doppelspitzen besetzen zu können, werden wir der SPD ein weiblicheres Gesicht geben und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt verbessern – dies kommt nicht nur den Frauen, sondern der SPD insgesamt zugute.

Mit der Möglichkeit einer paritätisch besetzten Doppelspitze kann sich die SPD auch nach außen als die moderne und fortschrittliche Partei präsentieren, die sie nach innen ist.

Lesen Sie hier, warum die Doppelspitze in der SPD Tradition hat.

Autor*in
Elke Ferner
Elke Ferner

ist Mitglied im Vorstand des Deutschen Frauenrates. Von 2013 bis 2017 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ferner war Mitglied im SPD-Parteivorstand sowie ASF Bundesvorsitzende.

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