Warum die SPD weiter Mitglieder verliert
Ute Grabowsky/photothek.net
Herr Niedermayer, genau wie alle anderen Parteien hat auch die SPD erneut Mitglieder verloren. Woran liegt das?
Der ziemlich deutliche Rückgang der Mitgliederzahlen hängt mit einer Reihe von Faktoren zusammen. Die Individualisierung der Gesellschaft, die Erosin traditioneller Milieus und der Wandel traditioneller Familienstrukturen, all das trifft die SPD besonders stark.
Welche Rolle spielt die Altersstruktur der Mitglieder?
Tatsächlich sind die Mitglieder der SPD im Schnitt 60 Jahre alt, genau wie bei der CDU. In den vergangenen 12 Monaten verlor die SPD 1,7 Prozent ihrer gesamten Mitgliedschaft durch Todesfälle. Diesen Rückgang auszugleichen ist schwer.
Stichwort Rekrutierung: Wie schwer ist es für die SPD, neue Mitglieder zu gewinnen?
Aus den oben genannten Gründen ist das keine leichte Aufgabe. Neue Mitgliedschaften aus sozial-affektiven Motiven, wie sie Willy Brandt hervorrufen konnte, fehlen heute. Stattdessen fällt die zentrale normative Rekrutierungsbasis weg. Normative Motive wie ein Umfeld, das den Einzelnen zum Eintritt in die Partei motiviert, sind heute schwächer.
Welche Rolle spielt das politische Tagesgeschäft?
Inhaltliche Positionswechsel und parteispezifische Gründe spielen zwar eine Rolle, die ist aber kleiner als häufig angenommen. In den ersten beiden Jahren nach der Agenda 2010 gab es deutlich mehr politisch bedingte Austritte aus der Partei. Ihre Zahl hat sich seitdem aber wieder normalisiert.
Anmerkung der Redaktion: Die passende Antwort auf den Rückgang der Mitgliederzahlen hat die SPD-Hessen bereits gefunden. Sie twitterte in Reaktion auf die Pressemeldungen vom Dienstag: