Warum die SPD in Gelsenkirchen aus ihrem Wahlprogramm einen Podcast gemacht hat
Thomas Trutschel/photothek.net
„Unser Wahlprogramm ist knapp 100 Minuten lang“, sagt Taner Ünalgan. Der 27-Jährige ist das jüngste Mitglied im Stadtrat von Gelsenkirchen und dort Sprecher der SPD-Fraktion für digitale Entwicklung und die vernetzte Stadt. Hat er wirklich Minuten gesagt und nicht Seiten? Tatsächlich: Die SPD in Gelsenkirchen hat sich für die Kommunalwahl am 13. September etwas Besonderes einfallen lassen und ihr Wahlprogramm als Podcast vertont – gelesen von Taner Ünalgan.
„Podcasts sind gerade im Trend. Das wollen wir nutzen.“
„Wir haben uns gefragt, wie wir die Leute am besten erreichen, denn nur die wenigsten lesen sich ja 40 Seiten Wahlprogramm durch“, erzählt er. Dann sei ihm und einem anderen jungen Ratsmitglied die Idee gekommen, das Programm einzulesen. „Podcasts sind ja gerade im Trend. Das wollen wir nutzen.“ Im privaten Studio eines befreundeten Musikers wurde das Programm aufgenommen, geschnitten und für die Verbreitung auf Plattformen wie „Spotify“ und „Apple Music“ bearbeitet.
Wer wissen will, wofür die SPD in Gelsenkirchen steht und was sie in den kommenden fünf Jahren erreichen möchte, kann es sich nun ab dem 1. August ganz bequem und unterteilt in 18 Kapitel anhören – beim Joggen, auf dem Weg zur Arbeit oder zuhause auf dem Sofa. „Manche sagen, ich hätte eine Stimme, mit der man gut einschlafen kann“, sagt Taner Ünalgan und lacht, denn das ist natürlich nicht der Sinn der Sache.
Auf den Druck des Wahlprogramms verzichtet
Dafür sind die Ziele der Sozialdemokrat*innen im Herzen des Ruhrgebiets auch zu wichtig. „Wir wollen Antworten geben für jeden Teil der Stadtgesellschaft“, berichtet Ünalgan. Besonders liegt ihm die Idee eines „Jahrzehnts der Nachhaltigkeit“ für Gelsenkirchen am Herzen. „Wir müssen uns auch als Stadt fragen, was wir gegen die globale Klimakrise tun können“, findet er.
Mit dem Wahlprogramm zum Hören leistet die Gelsenkirchener SPD auch einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz: Auf den Druck ihres Programms hat sie nämlich verzichtet. „Am Stand gibt es nur ein Kurzwahlprogramm mit acht Seiten“, sagt Taner Ünalgan. „Aber wenn jemand unbedingt die Langfassung haben möchte, drucken wir sie ihm auch aus.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.