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Wahlkampf und Ehrenamt: Warum Bundestagskandidat Heiko Miraß ein Filmfestival organisiert

Die vergangene Woche war für Bundestagskandidat Heiko Miraß nicht leicht. Am Dienstag erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering seinen Rücktritt. Da Manuela Schwesig übernimmt, muss die Liste für den Bundestag neu gewählt werden. Von seinem Ehrenamt lässt sich Miraß trotzdem nicht abbringen.
von Kai Doering · 7. Juni 2017
Wer gut mit Künstlern kann, kommt auch mit normalen Menschen klar: Bundestagskandidat Heiko Miraß in der Galerie der Kulturstiftung Rügen in Putbus
Wer gut mit Künstlern kann, kommt auch mit normalen Menschen klar: Bundestagskandidat Heiko Miraß in der Galerie der Kulturstiftung Rügen in Putbus

Am Ende einer ereignisreichen Woche hat Heiko Miraß ein Heimspiel. Am Samstag zuvor hat der Bundestagskandidat für den 16 Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II im Willy-Brandt-Haus einen kämpferischen Martin Schulz erlebt, der die versammelten Genossen auf den Bundestagswahlkampf eingeschworen hat. Drei Tage später wurde Miraß wie viele andere vom plötzlichen Rücktritt Erwin Sellerings als Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern überrascht. Nun steht er in der Orangerie Putbus auf Rügen und erzählt Vertretern der lokalen Presse, warum es in diesem Jahr die Erstauflage des „Rügen International Film Festivals“ geben wird.

Das Ziel: Ein Filmfestival für Vorpommern

„Die Kulturstiftung Rügen ist Förderer etlicher Kulturprojekte und veranstaltet schon lange auch eigene Ausstellungen, Konzerte und Lesungen“, erklärt Miraß, der bereits seit elf Jahren stellvertretender Vorsitzender der Stiftung ist. In der Orangerie, in der einst die empfindlichen Pflanzen von Fürst Malte zu Putbus überwinterten, hat die Stiftung ihren Sitz  und nutzt die hellen Räume auch als Ausstellungsfläche. „Ein Filmfestival hat uns noch gefehlt“, sagt Miraß. Hinzu kommt: Drei der vier Festivals, die es – mit unterschiedlicher Ausrichtung – im Land gibt, sind in Mecklenburg zuhause, nur eins, das kleinste, in Vorpommern. „Filme leben von Bildern und wer hat mehr davon zu bieten als Vorpommern mit dem Darß, Rügen und Usedom“, fragt Miraß rhetorisch. „Es gab also gute Argumente, das Land zu überzeugen, sich mehr in Vorpommern zu engagieren.“

Und Miraß hat überzeugt. Gemeinsam mit dem Landrat des Kreises Vorpommern-Rügen, Ralf Drescher, einem CDU-Mitglied, mit dem sich Miraß duzt, sprach er bei Landeswirtschaftsminister Harry Glawe vor. Der war schnell Feuer und Flamme. Das Land unterstützt das Festival in diesem Jahr mit 150.000 Euro. Das wollte Patrick Dahlemann, Staatssekretär in der Landesregierung für Vorpommern, gerne persönlich in Putbus mitteilen, doch eine Autopanne stoppte seine Anreise. „Ich finde es sehr bewundernswert, was die Initiatoren auf Rügen in weitgehend ehrenamtlicher Arbeit gerade auf die Beine stellen“, teilt Dahlemann von der Autobahn aus mit.

Viele hundert Stunden ehrenamtliche Arbeit

Auch wenn Heiko Miraß als Leiter der Arbeitsagentur in Greifswald, als Kandidat für den Bundestag und irgendwann ja auch noch Familienvater sich nicht über zu viel Freizeit beklagt, ist ihm die Arbeit für die Kulturstiftung wichtig. „Sie erdet mich sehr, auch wenn das, was wir machen, möglicherweise etwas elitär wirkt.“ Aber wer mit Künstlern könne, der komme auch „mit normalen Menschen klar“, sagt Miraß mit einem Augenzwinkern. „Mit beiden Beinen im Leben! – das soll auch in einem künftigen Politikerleben mein Grundsatz bleiben.“

Seit der Idee für das Festival Ende 2014 haben er und seine Mitstreiter „ein paar hundert Stunden ehrenamtlich eingebracht“, damit es Anfang Oktober auf Rügen heißt: Film ab! An verschiedenen Orten auf Rügen und auf dem Festland sollen rund 40 Filme gezeigt, Gespräche mit Regisseuren und Schauspielern geführt und drei Preise vergeben werden.

Als Schirmherr für das Festival hat Heiko Miraß schon vor einiger Zeit Erwin Sellering gewonnen. Und damit beginnt der traurige Teil der zurückliegenden Woche. „Die Nachricht von seiner Krebserkrankung ist mir menschlich sehr nah gegangen“, erzählt Miraß nach der Pressekonferenz. Er und Sellering kennen sich schon lange. Zwei ihrer Kinder waren Klassenkameraden in Greifswald. „Erwin ist ein Landesvater im besten Sinne, weitsichtig und sehr beliebt bei der Bevölkerung.“

Heiko Miraß will das Direktmandat holen

Welche Auswirkungen der Rücktritt Sellerings auf den anstehenden Bundestagswahlkampf haben wird, sei schwer zu sagen.­­­­­ „Erwin Sellering war immer ein Zugpferd. Mit ihm geht eine Galionsfigur.“ Außerdem seien der Ministerpräsident in Schwerin und Manuela Schwesig als Familienministerin in Berlin und als Spitzenkandidatin in Mecklenburg-Vorpommern für die Bundestagswahl „ein tolles Team“ gewesen. Bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl im Mai hätten beide für regelrechte „Aufbruchstimmung“ gesorgt.

Durch den Wechsel von Manuela Schwesig in die Schweriner Staatskanzlei muss die Liste nun am 2. Juli neu gewählt werden. Beim letzten Mal schaffte es Heiko Miraß auf Platz vier. Bei der Bundestagswahl 2013 zogen die ersten drei Kandidaten in den Bundestag ein. „Es wäre mir aber sowieso lieber, das Direktmandat zu holen“, sagt Miraß. An der Eröffnung des „Rügen International Film Festivals“ am 4. Oktober auf der Seebrücke in Sellin könnte er dann in doppelter Funktion teilnehmen: als stellvertretender Vorsitzender der Rügener Kulturstiftung und als Bundestagsabgeordneter.

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Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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