Wahlkampf in Peine: Martin Schulz überzeugt mit klarer Kante
Matthias Möhle und Martin Schulz trennt genau ein Prozentpunkt. Glauben Sie nicht? Ist aber so: Während Schulz in denkwürdiger Abstimmung über die Kanzlerkandidatur der SPD 100 Prozent der Stimmen holte, steht ihm Möhle in Sachen geschlossener Unterstützung kaum nach. 99 Prozent der Genossen stimmten für ihn, als die SPD-Peine im April ihren Direktkandidaten für die nun vorgezogene Landtagswahl wählte.
Superlative für Schulz-Auftritt in Peine
Kein Wunder also, dass Möhle dem Auftritt von Schulz in seiner Geburts- und Heimatstadt Peine regelrecht entgegenfieberte. Als einen der 40 Kundgebungsorte seiner Tour hatte der SPD-Kanzlerkandidat die 50.000-Einwohner-Stadt ausgewählt. Nachdem die Stimmung bei den bisherigen Auftritten von Schulz gut bis enthusiastisch gewesen war, wollten sich die Peiner keine Blöße geben.
Das gelang: Zwischen 1.100 und 1.300 Teilnehmern pendelten die offiziellen Schätzungen von Polizei und Veranstaltern. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, zu dessen Bundestagswahlkreis Peine gehört, wählte diplomatisch die Mitte und sprach von 1.200 Menschen. Möhle, der am Tag danach von einem „richtig gut gefüllten Marktplatz“ sprach, wollte gar die „am besten organisierte und durchgeführte Veranstaltung“ in seinen knapp 30 Jahren SPD-Mitgliedschaft erlebt haben.
„Wir brauchen einen Wechsel“
Schulz, der neben Heil durch den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil flankiert wurde, erntete für seine „klasse Rede mit pointierten Aussagen“ gleich mehrfach „tosenden Beifall“, so Möhle weiter. Auf Zustimmung trafen die klaren Aussagen von Schulz dazu, was er und die SPD „anders machen wollen als die Kanzlerin“, erklärte Möhle. Den Satz „Wir brauchen einen Wechsel“ hätte er mehrfach von Zuhörern am Rande der Kundgebung aufgeschnappt, so Möhle weiter.
Die Themen, mit denen Schulz besonders punktete, waren die Schwerpunkte seiner Wahlkampfs: Bildung, Rente, eine klare Abkehr gegen Rechtsausleger und Aufrüstungsinitiativen. Für die Aussage, der Artikel 1 des Grundgesetzes gelte für alle Menschen, nicht nur die Deutschen, bekam Schulz laut Möhle den lautesten Beifall. Die drei lokalen Neonazis, die dieser Aussage möglicherweise hätten wiedersprechen wollen, waren da schon lange des Platzes verwiesen worden.
Schulz zeigt sich kämpferisch
Schulz selbst, der am Dienstagmittag bereits beim Interview mit vier YouTubern aus Sicht vieler Kommentatoren überzeugt hatte, zeigte sich nach dem Auftritt in Peine kämpferisch zufrieden: „Hubertus Heil & ich haben in Peine klargemacht, dass unser Land mit einem SPD-Kanzler mehr kann“, erklärte er via Twitter.