Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) herrscht Unverständnis und Fassungslosigkeit über die eigenen Bischöfe: Die hatten den Kandidaten für das Amt des ZdK-Präsidenten Heinz-Wilhelm
Brockmann (CDU) abgelehnt. "Das ZdK kann das nicht hinnehmen, dies ist mit einem selbstbewussten Laienkatholizismus nicht vereinbar", empört sich Karin Kortmann (SPD), ZdK-Mitglied und
Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das Veto-Recht der Bischöfe, die einen ZdK-Präsidenten mit 2/3-Mehrheit bestätigen
müssen, sei "nicht zeitgemäß" argumentiert die SPD-Politikerin. Diese Sperrminorität hätte das ZdK schon längst abschaffen sollen.
Karin Kortmann nimmt den Bischöfen besonders übel, dass sie keine Begründung für ihre Veto gegeben hätten. "Ich möchte eine Begründung für die Ablehnung hören", fordert sie. Die Bischöfe
sollten "mit offenem Visier" handeln. Das ZdK-Mitglied Kortmann vermutet, dass die Bischöfe nicht nur ein Signal gegen den ZdK-Präsidentschaftskandidaten setzen wollten, sondern gegen das gesamte
ZdK.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatte sich in den letzten Jahren wiederholt kritisch zu offiziellen Positionen der deutschen Bischöfe und des Papstes geäußert. Dazu gehört
Kritik des ZdK an der Ablehnung der Schwangerschaftsberatung durch Rom, an der katholischen Judenmissionierung sowie an der Haltung Papst Benedikt XVI. zur Pius-Bruderschaft und zur Leugnung des
Holocaust.
Insider vermuten, das Veto der Bischöfe geht auf die so genannten rechten Hardliner im deutschen Episkopat zurück: den Kölner Kardinal Joachim Meisner und die bayerischen Bischöfe. Sie
wünschen sich von katholischen Laien mehr Gehorsam gegenüber den bischöflichen Hirten.
Die Laienorganisation ZdK hat in der katholischen Kirche vor allem eine beratende Funktion. Die absolute Regierungsgewalt liegt bei den Bischöfen und in letzter Instanz beim Papst.
Versuche, die katholische Kirche zu demokratisieren, waren bisher stets am Veto von Papst und Bischöfen gescheitert. Allein der Versuch einer Demokratisierung durch die katholische Kirchenbasis
hat viele Bischöfe bereits verärgert.
Die Ablehnung des ZdK-Vizepräsidenten Heinz-Wilhelm Brockmann (CDU) wird auch in diesem Zusammenhang diskutiert. Brockmann, hessischer Kulturstaatssekretär, sei einigen Bischöfen
offensichtlich zu liberal gewesen, heißt es im ZdK. Dessen Generalsekretär Stefan Vesper nahm die Ablehnung Brockmann "mit Betroffenheit und Unverständnis" zur Kenntnis. Der Vorsitzende des
Kolpingwerkes, Thomas Dörflein, zeigte sich "fassungslos".
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