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Vor Schulz-Auftritt: Erneut Hassmails gegen die SPD-Bocholt

Am Montagabend steigt der wegen Morddrohungen verschobene Parteitag der SPD in Bocholt. Kurz vor dem Auftritt von Martin Schulz erreichen den Stadtverband erneut Hassmails mit „widerwärtigem“ Inhalt.
von Robert Kiesel · 6. Februar 2017
Haltung zeigen gegen Hass und Hetze fordert die SPD hier auf einem Plakat vor dem Willy-Brandt-Haus in Berlin.
Haltung zeigen gegen Hass und Hetze fordert die SPD hier auf einem Plakat vor dem Willy-Brandt-Haus in Berlin.

Die SPD in Bocholt kommt nicht zur Ruhe. Unmittelbar vor dem für Montagabend angesetzten Parteitag ist der Stadtverband der Sozialdemokraten an der Grenze zu den Niederlanden erneut mit mehreren Morddrohungen konfrontiert. Der Hass richtet sich unter anderem auch gegen Martin Schulz, den designierten Kanzlerkandidaten der SPD. Schulz wird anstelle des ursprünglich angekündigten Sigmar Gabriel am Parteitag der SPD in Bocholt teilnehmen.

SPD-Bocholt: Erst Absage, dann Rücktritt

Zuletzt hatte der Rücktritt Thomas Purwins vom Amt des Vorsitzenden der SPD-Bocholt für Schlagzeilen gesorgt. Purwin war wiederholt zum Ziel von Morddrohungen geworden. Zunächst hatte die SPD in Bocholt deshalb ihren ursprünglich für Oktober geplanten Parteitag abgesagt. Nachdem sich die anonym verschickten Morddrohungen auch gegen seine Familie gewendet hatten, legte Purwin sein Amt im Dezember nieder.

Angesichts der Vorgeschichte erklärte Schulz am Montag: „Die Drohungen und Hassmails gegen Thomas Purwin und seine Familie sind widerwärtig. Die Sozialdemokratie ist seit über 150 Jahren das Bollwerk gegen die Demokratiefeinde, wir stehen solidarisch gegen Hass und Hetze. Deshalb freue ich mich, auf dem Parteitag in Bocholt sprechen zu können.“

Schulz als „Bundesjudenkanzler“

In den jüngsten Mails, die allesamt anonym an den Ortsverband der SPD in Bocholt gesendet wurden, wird Schulz unter anderem als „Jude“ bezeichnet, der „Bundesjudenkanzler“ werden möchte. Die SPD bezeichnete der unbekannte Autor als „Drecksgesindel“ und „Kinderfickerjudenpartei“. Eine der vorwärts.de vorliegenden Mails endet mit dem Satz: „Unsere Kinder und Kindeskinder werden noch in 100 Jahren auf eure Gräber pissen und scheissen!!“

Die SPD in Bocholt beantwortet die jüngsten Drohungen mit jener Euphorie, die angesichts der jüngsten Umfragewerte die gesamte Partei fest im Griff hat. Am Parteitag selbst werden voraussichtlich bis zu 500 Menschen teilnehmen – mehr passen nicht in die Halle. „Wir hätten mit Sicherheit auch das Drei- oder Vierfache davon füllen können“, erklärte Stefan Schmeink, kommissarischer Vorsitzender der SPD Bocholt, im Gespräch mit vorwärts.de.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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