Parteileben

Vor dem Mitgliedervotum: SPD verzeichnet neue Eintrittswelle

Seit Neujahr und im Rahmen der Diskussion um eine neue große Koalition sind mehr als 24.000 Menschen in die SPD eingetreten. Wer am vergangenen Dienstag als Mitglied registriert war, darf an der Abstimmung über die große Koalition teilnehmen.
von Paul Starzmann · 7. Februar 2018

Die SPD wächst. Seit Neujahr seien 24.339 Menschen in die Partei eingetreten, teilte das Willy-Brandt-Haus am Dienstagabend mit. „Ich freue mich, dass ihr alle dabei seid!“, schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

SPD wieder mitgliederstärkste Partei

Die SPD hat damit aktuell mehr als 463.000 Mitglieder. Sie bleibt die mitgliederstärkste Partei in Deutschland – vor der CDU, die zuletzt leicht geschrumpft war und Ende 2017 etwa 430.000 Mitglieder hatte.

Aus der ganzen Republik melden die SPD-Landesverbände aktuell einen stetigen Zuwachs an Mitgliedern. Die Berliner Sozialdemokraten etwa verzeichneten seit dem ersten Januar mehr als 2.200 Neuzugänge. „Ich freue mich sehr über die hohe Zahl der neuen Mitglieder – sie setzen ein Zeichen für eine starke und lebendige Demokratie“, sagte der Berliner SPD-Chef und Regierende Bürgermeister Michael Müller.

Parteibücher werden knapp

In Sachsen sind seit Neujahr 842 Menschen in die SPD eingetreten. „Noch im vergangenen Jahr dachten wir, dass eine Eintrittswelle wie nach der Bundestagswahl ein außergewöhnliches und einmaliges Ereignis ist“, sagte Daniela Kolbe, die Generalsekretärin der sächsischen SPD. „Die Sachsen haben uns eines Besseren belehrt.“

In Sachen Mitgliederzahlen kann die SPD mit der neuen Eintrittswelle auf einen aktuellen Aufwärtstrend aufbauen. Nachdem Martin Schulz Ende Januar 2017 zum SPD-Kanzlerkandidaten ausgerufen worden war, traten binnen vier Wochen 10.000 Menschen ein. Über das ganze Jahr konnte die SPD mehr als 31.000 Neuzugänge registrieren. Damals mussten manche Landesverbände in Berlin Nachschub an Parteibüchern bestellen. Die roten Mitgliedsausweise waren zwischendurch knapp geworden. In Mecklenburg-Vorpommern wiederholte sich das Anfang Februar, wie die Genossen aus dem Nordosten auf Twitter mitteilten.

Wer darf mitentscheiden?

Nach der Bundestagswahl im vergangenen September setzte sich die Eintrittswelle überraschend fort. Die Sozialdemokraten hatten mit 20,5 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis der Nachkriegsgeschichte eingefahren. Am darauffolgenden Morgen teilte Schulz im Willy-Brandt-Haus mit, die SPD habe auf ihrer Webseite über Nacht 975 Mitgliedsanträge erhalten. Am späten Vormittag waren es schon 1200, eine Zuwachsrate von rund 100 Mitgliedern pro Stunde. Wer als Genosse oder Genossin bis zum Stichtag vom 6. Februar in der zentralen SPD-Mitgliederdatenbank „Mavis“ registriert war, darf an dem Mitgliederentscheid über den Koalitionsvertrag teilnehmen – insgesamt 463.723 Genossen. Die Auszählung ist für Anfang März vorgesehen.

Kolbe: Gute Erfahrungen mit dem Mitgliedervotum 2013

Es ist das zweite Mal, dass die Sozialdemokraten über den Eintritt in eine große Koalition abstimmen können. Schon 2013 fand unter dem damaligen SPD-Chef Sigmar Gabriel ein Mitgliedervotum statt. Im Vorfeld waren rund 7.000 Menschen eingetreten. Die SPD-Basis sprach sich im Anschluss mit 75 Prozent klar für Schwarz-Rot aus.

„Beim Mitgliedervotum zum Koalitionsvertrag 2013 haben wir schon sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagte Daniela Kolbe. „Damals sind rund 90 Prozent der Neueintritte in der SPD geblieben.“ Auch Michael Müller setzt darauf, dass die neuen Mitglieder nicht nur eingetreten sind, um an der Abstimmung über die neue GroKo teilzunehmen – sondern langfristig in der SPD zu bleiben: „Ich lade dazu ein, sich auch nach dem Mitgliedervotum weiter gemeinsam zu engagieren.“

Autor*in
Paul Starzmann

ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.

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