Parteileben

Vogt bleibt vorn

von ohne Autor · 25. November 2011
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Früher gehörte es bei den Jusos zum guten Ton. Der Vorsitz war heiß umkämpft, oft kandidierten gleich mehrere Kandidaten für die Spitze der SPD-Jugend. Das hatte sich in den vergangenen Jahren geändert. Als sich Sascha Vogt vor eineinhalb Jahren in Essen um die Nachfolge von Franziska Drohsel bewarb, war er der einzige Kandidat. Er erhielt mit 68,1 Prozent ein eher schwaches Ergebnis.

2011 ist vieles anders. Mit dem Gewerkschaftssekretär Frederic Striegler aus Baden-Württemberg hatte es Vogt beim Bundeskongress in Lübeck mit einem erst zu nehmen Gegenkandidaten zu tun - und setzte sich am Ende mit einem besseren Ergebnis als in Essen durch. 218 von 299 Delegierten gaben Vogt ihre Stimme, 72,9 Prozent. Frederic Striegler erhielt mit nur 21,7 Prozent einen deutlichen Dämpfer.

Kritik am Juso-Vorstand

Zuvor hatte der 29-Jährige deutlich angesprochen, was ihn an der derzeitigen Verfassung der Jusos stört. "Bei uns wird zu sehr in Schubladen gedacht, dabei ist die Welt nicht schwarz oder weiß." Die Jusos müssten sich stärker als bisher für Jugendliche öffnen und ihre Interessen einsetzen und weniger als offizieller Arm des linken SPD-Flügels auftreten. "Ich will, dass der Juso-Bundesvorstand an der Seite von jungen Arbeitnehmern steht und nicht in der Zeitung, um politisches Personal abzusägen", forderte Striegler.

Auch müssten sich die Jusos endlich von linken Dogmen trennen, um erfolgreich zu sein. "Das Erfolgsgeheimnis der Jusos liegt darin, Sehnsüchte und Wünsche unserer Generation anzunehmen und nicht darin, besonders links zu sein", betonte Striegler.

"Wir wollen den demokratischen Sozialismus."

Das sieht Sascha Vogt anders. "Wir sind links und das soll auch so bleiben", erwiderte er in seiner Bewebungsrede. Gerade die Wirtschaftskrise zeige ja, dass "die Systemfrage keine theoretische Liebhaberei" sei. "Wir wollen den demokratischen Sozialismus", stellte Vogt klar.

Diesem Ziel wolle er sich auch in den kommenden zwei Jahren an der Spitze der Jusos widmen. "Mir steigt die Zornesröte ins Gesicht, wenn ich sehe, dass der Staat sparen muss, damit für die Reichen die Steuern sinken", hatte Vogt schon zu Beginn in seinem politischen Bericht geschimpft. Dass die Bundesregierung darüber hinaus auch noch mit dem Schüren rassistischer Ressentiments versuche, Stimmung gegen Europa zu machen, sei ein Skandal.

Auch deshalb sei es wichtig für die Jusos, weiterhin den Schulterschluss mit anderen linken Jugendorganisationen zu suchen. Das im vergangenen Jahr gegründete Bündnis "Änder das!" solle deshalb fortgesetzt werden. "Wenn wir den Politikwechsel von Links wollen, müssen wir ihn gemeinsam mit anderen vorbereiten", zeigte sich Vogt überzeugt.

Der SPD Feuer unterm Hintern machen

Doch auch der Mutterpartei wollen die Jusos weiter Contra geben. "Wir haben der alten Tante SPD Feuer unterm Hintern gemacht", erinnerte Sascha Vogt die Delegierten. Das sei besonders bei der Parteireform deutlich geworden. Gemeinsam habe man den ersten Entwurf verändert. "Was jetzt vorliegt, ist eine gute Basis für mehr innerparteiliche Demokratie", lobte Vogt - auch wenn die Jusos beim Parteitag am kommenden Wochenende noch einige Änderungen vornehmen wollten.

Den eingeschlagenen Kurs wollen die Jusos auch in den kommenden zwei Jahren fortsetzen. In ihrem 20 Seiten umfassenden Arbeitsprogramm liegen die Schwerpunkte auf drei Themenbereichen: der Finanz- und Eurokrise, Demokratie und Teilhabe sowie dem Thema "Jugend als Generation". Darüber hinaus wollen die Jusos im kommenden Jahr eine Debatte über ihre Struktur führen, ähnlich wie es die SPD mit ihrer Parteireform getan hat.

Ein Hauptaugenmerk des ersten Kongresstages lag auch auf dem Kampf gegen Rechts. In Anbetracht der Ereignisse um den "Nationalsozialistischen Untergrund" aus Zwickau betonten mehrere Redner, wie wichtig der Kampf gegen Rechts ist. "Wir sind der antifaschistische Arm der Sozialdemokratie", sagte einer. Zu einem "Kampf den Faschisten" rief auch der wiedergewählte Juso-Chef auf. "Mit mir wird es keine Distanzierung von zivilem Ungehorsam geben", versprach Sascha Vogt.

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