Parteileben

Vier Jahre nach Utøya: Entschlossen gegen Hass

Vor vier Jahren stürzten die Attentate des Rechtsextemisten Anders Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya Norwegen in tiefe Trauer. Auch in Deutschland ist die Anteilnahme noch immer groß. Die Bedrohung für unsere offene Gesellschaft ist nicht kleiner geworden.
von Jan Lichtwitz · 22. Juli 2015
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Der 22. Juli 2011 hat sich tief in das Gedächtnis von Jungsozialistinnen und Jungsozialisten auf der ganzen Welt gebrannt. Wir alle können uns daran erinnern, was wir an diesem Freitag gemacht haben – bevor uns die schrecklichen Nachrichten aus Norwegen erreichten. Viele von uns waren mit den letzten Vorbereitungen für das wenige Tage später beginnende IUSY Festival am österreichischen Attersee beschäftigt. Voller Vorfreude auf ein Zusammentreffen mit tausenden Genossinnen und Genossen aus aller Welt.

Am Nachmittag kam dann die erste schockierende Meldung: ein Bombenanschlag mitten in Oslo. Während auf vielen Fernsehsendern noch über einen islamistischen Hintergrund des Anschlags spekuliert wurde, offenbarte sich im Laufe des Abends und der folgenden Nacht die eigentliche Schreckensnachricht, die wir bis heute nicht begreifen können: 69 junge Aktivistinnen und Aktivisten der norwegischen Juso-Schwesterorganisation Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF) wurden auf grausame und feige Weise von einem Nazi getötet. Die Tat hat uns in erschreckender Deutlichkeit vor Augen geführt, welche Gefahr von rechten Bewegungen überall in Europa ausgeht.

Auch vier Jahre später herrscht tiefe Trauer

Die Reaktionen zahlloser Jusos und unserer Partnerorganisationen innerhalb unserer Dachverbände IUSY und YES in den folgenden Tagen waren beeindruckend. „We are all AUF activists“ war das Bekenntnis, das um die Welt ging. Es wurde schnell klar, dass das IUSY Festival nach diesem Anschlag erst recht stattfinden muss. Die Eröffnung des IUSY Festivals wurde zu einem bewegenden Moment gemeinsamer Trauer, internationaler Solidarität und politischer Entschlossenheit, auch in Zukunft als internationale, jungsozialistische Bewegung gemeinsam zu handeln.

Auch vier Jahre nach dem Massaker empfinden wir tiefe Trauer für die Opfer und ihre Angehörigen. Auch in diesem Jahr werden in vielen Städten Genossinnen und Genossen an die Opfer erinnern und Mahnwachen abhalten. Utøya ist für uns aber auch Mahnung und Antrieb für unseren politischen Kampf in der Zukunft: Wir kämpfen weiterhin entschlossen gegen Faschismus – in Deutschland, Europa und weltweit. Das zeigen wir auch dieses Jahr, wenn sich wieder über 500 Jungsozialistinnen  aus ganz Europa in Portugal zum Summercamp der Young European Socialists versammeln werden. Auch norwegische GenossInnen der AUF werden dabei sein.

Die freie, gerechte Gesellschaft ist auch heute bedroht

Unsere Vorstellung einer weltweiten Gesellschaft der Freien und Gleichen ist auch heute bedroht. Sie ist bedroht, wenn Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland brennen und Menschen an Europas Außengrenzen sterben. Sie ist bedroht, wenn in immer mehr europäischen Parlamenten Nazis vertreten sind. Sie ist bedroht, wenn Jungsozialistinnen und Jungsozialisten im türkischen Suruç ermordet werden, weil sie Hilfe für die Menschen in Kobanê organisieren wollten.

All dem setzten wir die Stärke, Entschlossenheit und Solidarität einer europäischen und internationalen jungsozialistischen Bewegung entgegen. Vier Jahre nach Utøya kämpfen wir gemeinsam für unsere Vorstellung einer gerechten Gesellschaft. Oder wie es der damalige norwegische Ministerpräsident es 2011 ausdrückte: „Unsere Antwort ist mehr Demokratie. Mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit“.

Für uns heißt es weiterhin: We are all AUF activists!

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Autor*in
Jan Lichtwitz

ist Vizepräsident der International Union of Socialist Youth (IUSY).

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