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Anschläge von Utøya, Oslo und München: Welche Verbindung die Jusos sehen

Am 22. Juli 2011 tötete ein norwegischer Rechtsextremist in Oslo und Utøya insgesamt 77 Menschen. Fünf Jahre später starben bei einem Anschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum in München neun Menschen. Jusos und Falken gedenken beider Taten gemeinsam, und das aus gutem Grund.

von Jonas Jordan · 22. Juli 2024
Die Insel Utøya, auf der am 22. Juli 2011 69 Menschen ermordet wurden

Die Insel Utøya, auf der am 22. Juli 2011 69 Menschen ermordet wurden

Am 22. Juli 2011 ermordete ein Rechtsextremist auf der norwegischen Insel Utøya 69 Menschen. Die meisten der Opfer waren junge Mitglieder der Jugendorganisation Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF). Zuvor hatte der Täter im Osloer Regierungsviertel eine Autobombe gezündet und dabei acht weitere Menschen getötet. Als er der Anschlag geschah, war Lasse Rebbin elf Jahre alt. „Ich erinnere mich grob, dass es damals überall in den Medien war. Welche politische Bedeutung der Anschlag hatte, ist mir erst klar geworden, als ich angefangen habe, mich bei den Jusos zu engagieren. Da war ich 16 Jahre alt“, sagt Rebbin, der inzwischen stellvertretender Bundesvorsitzender der Jusos ist.

Verbindung zwischen Utøya und München

2016, fünf Jahre nach dem Anschlag von Utøya und Oslo, brachte ein rechtsradikaler Täter am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München neun Menschen ums Leben und verletzte fünf weitere durch Schüsse. Was damals in vielen Medien als Amoklauf eines Einzeltäters eingeordnet wurde, geschah nach Ansicht der Jusos nicht zufällig am fünften Jahrestag des Utøya-Anschlags. „Am Anfang wurde viel von einem Amoklauf geredet und die rechtsextreme Gesinnung des Täters in Abrede gestellt. Er hat den Täter des Anschlages von Utøya verehrt und seine Tat deswegen genau am fünften Jahrestag begangen“, sagt Rebbin.

Dadurch sei klar geworden, dass sich die rechtsextreme und rassistische Ideologie verbreitet habe und beide Taten in einem direkten Zusammenhang stünden. Diese rechtsextreme Kontinuität wollen die Jusos aufzeigen und rufen daher für den Abend des 22. Juli in Berlin um 18 Uhr gemeinsam mit den Falken zu einer Gedenkveranstaltung auf. „Rechtsextremismus kann zu Taten führen, wie wir sie in München und Utoya gesehen haben. Diese Taten kommen nicht von irgendwoher, sondern die Täter nehmen aufeinander Bezug, konsumieren die gleichen Verschwörungsideologien und ahmen deswegen ihre Handlungen nach“, macht der stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende deutlich.

Lasse
Rebbin

Rechtsextremismus kann zu Taten führen, wie wir sie in München und Utoya gesehen haben.

Zugleich sei das Gedenken auch ein Akt der Solidarität gegenüber der norwegischen Juso-Schwesterorganisation AUF, insbesondere gegenüber denjenigen, „die den Mut gefasst haben, nicht aufzugeben und bis heute weiter in der AUF aktiv sind“, sagt Rebbin. „Sie machen eigentlich das gleiche wie wir, politische Bildungsarbeit für junge Menschen, die an eine gerechte, sozialistische Welt glauben. Diese Menschen wurden von einem rechtsextremen Attentäter brutal aus dem Leben gerissen. Das hat tiefe Wunden hinterlassen“, macht er deutlich.

Gedenkveranstaltung ab 18 Uhr

Wer an der Gedenkveranstaltung am Montagabend teilnehmen möchte, kann die Jusos per Direktnachricht auf Instagram anschreiben, um den Ort zu erfahren. Aus Sicherheitsgründen wird er im Aufruf nicht genannt. „Wir möchten unsere Genoss*innen keiner weiteren Gefahr aussetzen“, sagt Rebbin. Denn in der Vergangenheit habe es häufiger Übergriffe auf queere Menschen, Menschen mit Migrationsgeschichte und Frauen gegeben. Zuletzt wurden die NRW-Landesvorsitzende Nina Gaedike und die stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Patricia Seelig von einem AfD-Delegierten bespuckt, als sie in Essen gegen den Bundesparteitag der rechtsextremen Partei protestierten.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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1 Kommentar

Gespeichert von Dr. Irene Boose (nicht überprüft) am Mo., 22.07.2024 - 17:36

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Ich teile die Einschätzung,das Utoya und München in einem Zusammenhang gesehen. An beiden erinnere ich mich lebhaft, auch an die Fehleinschätzungen der Medien (ZDF-Kommentar zu Norwegen: Typische Handschrift der Islamisten"). Es soll nicht Umin Vergessenheit geraten, in welchen Strukturen die Täter handelten, und wer ihr Ziel war. Deswegen: Danke für Idee und Umsetzung!