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Unerwartete Wahlkampfhilfe: CDU lässt SPD-Plakate aufstellen

In der heißen Wahlkampfphase buhlen Parteien mit Plakaten und Stellwänden um die Stimmen der Wähler. Die CDU hat in Heidelberg nun ein kurioses Eigentor geschossen.
von Robert Kiesel · 29. August 2017
Rehlinger in Heidelberg
Rehlinger in Heidelberg

Mit allem hatte die SPD in Heidelberg gerechnet, damit nicht: Als die ersten Genossen am Dienstagmorgen zur Arbeit fuhren, schauten sie dabei tief in die Augen von Anke Rehlinger, SPD-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl im Saarland vor einigen Monaten. Über Nacht waren deren (alte) Wahlkampf-Plakate im Großformat an prominenten Kreuzungen Heidelbergs aufgetaucht. Verantwortlich dafür ist ausgerechnet die CDU.

Merkel-Werbung geht in die Hose

Wie das geht? Ursprünglich sollte auf den Plakaten Bundeskanzlerin Angela Merkel und nicht Anke Rehlinger die Heidelberger grüßen. Merkel kommt am 5. September in den Wahlkreis des SPD-Bundestagskandidaten Lothar Binding, wie die örtliche CDU bereits Anfang Juli stolz verkündet hatte. Um den Besuch der Kanzlerin zu bewerben, orderte die CDU mehrere Großflächenplakate. Diese waren - vier Wochen vor der Bundestagswahl wenig überraschend - nicht sofort verfügbar.

Der von der CDU beauftragte Dienstleister wiederum, so Informationen von vorwärts.de, wollte die Christdemokarten nicht lange warten lassen. Flugs wurden Stellwände eines Unternehmens aus dem benachbarten Saarland geordert, die - ganz offensichtlich - seit der dortigen Landtagswahl unbenutzt geblieben waren. Merkel oder Rehlinger, den Angestellten der Firma war es offenbar gleich. Sie platzierten die Stellwände, plakatiert werden kann schließlich später.

SPD dankt CDU für Unterstützung

Während sich Fußgänger und Autofahrer in Heidelberg verdutzt die Augen reiben, sorgt die Aktion in den sozialen Netzwerken bereits für Wirbel. Lothar Binding, der im Bundestag regelmäßig selbst durch kuriose Aktionen von sich reden macht, bedankte sich via Twitter für die unerwartete Wahlkampfhilfe. Und auch die SPD in Heidelberg reagierte:

CDU spricht von „skurrilem Vorgang“

Besonders kurios: Selbst die lokalen Vertreter der CDU brauchten eine Weile, ehe sich ihnen der Hintergrund des Geschehens erschloss. Am Dienstagmorgen posteten sie auf Facebook einen Beitrag, in dem sie sich über eine vermeintliche geografische Verwirrung der Sozialdemokraten vor Ort lustig machten:

Auf den eigenen Faupax aufmerksam gemacht, fiel die Antwort wenig später schon deutlich zurückhaltender aus: 

Wer wollte da noch widersprechen...

Update: Nach einer Prüfung der Vergänge durch die CDU Heidelberg veröffentlichten die Christdemokraten am frühen Dienstagnachmittag folgenden Kommentar auf ihrer Facebook-Seite:

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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