Parteileben

Umfrage: Der Ortsverein ist das Herzstück der SPD

Die meisten Sozialdemokraten engagieren sich am liebsten in ihrem Ortsverein. Das ergab eine E-Mail-Umfrage aus dem Willy-Brandt-Haus. Nur die jüngeren Mitglieder sehen das etwas anders.
von Paul Starzmann · 19. April 2018
SPD Ortsverein
SPD Ortsverein

Der Parteivorstand will es genau wissen. Im Rahmen der Debatte um die Erneuerung der SPD, hat die Parteispitze die Mitglieder befragt. Sie wollte herausfinden: Wie zufrieden sind die Genossinnen und Genossen mit ihrer Partei? An der Befragung haben knapp 50.000 Mitglieder per E-Mail teilgenommen.

Ortsvereine überall beliebt

Generell ist laut der Befragung die Verbindung zwischen der SPD und ihren Mitgliedern recht eng. Mehr als 75 Prozent fühlen sich ihrer Partei „verbunden“. Knapp zwei Drittel gaben an, in der SPD einen „geeigneten Ort“ gefunden zu haben, um sich politisch zu engagieren. Für die meisten, fast 90 Prozent, ist das eindeutig der Ortsverein. Mit dem sind gut 53 Prozent der Befragten „sehr oder eher zufrieden“. Auf den höheren Ebenen ist das Engagement deutlich geringer. So will sich nur rund ein Drittel der Befragten in den Bezirken und Kreisverbänden einbringen. 30 Prozent wollen das in den Arbeitsgemeinschaften tun.

Warum die Arbeit der Ortsvereine bei den SPD-Mitgliedern so beliebt ist, hat das Willy-Brandt-Haus ebenfalls erfragen lassen. „Es geht um konkrete Probleme und Projekte vor Ort“, ist dabei die Aussage über Ortsvereine, der eine große Mehrheit von knapp 77 Prozent zustimmte. Auch „gute politische Diskussionen“ sowie „geselliges Beisammensein in guter Atmosphäre“ locken viele Befragte in die Ortsvereine. Ein gutes Drittel schätzt die Möglichkeit, „im Rahmen von Ämtern Politik zu gestalten“

Digitale Parteiarbeit

Trotz der großen Zufriedenheit mit der Arbeit in den Ortsvereinen, wünscht sich ein beträchtlicher Teil der SPD-Mitglieder Veränderungen. Fast die Hälfte will die Zusammenarbeit mit anderen Ortsvereinen ausbauen. 43 Prozent wollen, dass die Ortsvereine kommunalpolitische Debatten stärker in den Fokus nehmen, während sich ein gutes Drittel wünscht, dass die eigenen Ideen und Vorschläge mehr Gehör finden.

Ein gutes Drittel der Befragten gab an, sich in der SPD überhaupt nicht einzubringen. Davon spielen bei einem Großteil von knapp 64 Prozent terminliche Gründe eine Rolle – vor allem bei den 20- bis 50-Jährigen. Deshalb will die SPD-Führung die Möglichkeiten zu mehr Teilhabe öffnen – mit einem Ausbau der Online-Arbeit. Bei den Befragten kommt diese Idee gut an. Vor allem die Jüngeren, die 14- bis 20-Jährigen, finden die von der SPD-Spitze geplanten „Online-Themenforen“ zu 71 Prozent „sehr wichtig“. Kaum überraschend: Mitglieder, die älter als 65 Jahre sind, halten weniger von der digitalen Parteiarbeit. Dennoch denkt immerhin mehr als die Hälfte – rund 54 Prozent – der über 65-Jährigen, die „Online-Themenforen“ seien „sehr wichtig“. In anderen Worten: Die Digitalisierung des Parteilebens liegt den meisten am Herzen, insgesamt sind 90 Prozent von der Wichtigkeit der „Online-Themenforen“ überzeugt.

Wunsch nach mehr Mitsprache

Was die von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil vorgeschlagene SPD-App angeht, gibt es in der Partei ebenfalls einen klaren Trend – der geht hin zu mehr Mitsprache. 71 Prozent der Teilnehmer wünschen sich von der SPD-App Mitgliederbefragungen. Fast ebenso viele wollen „Hintergrundinfos zu politischen Themen“ per App erhalten, 64 Prozent wünschen sich „exklusive Informationen“. Für den Generalsekretär ist das Ansporn, die Online-Befragungen auszubauen. Er wolle in Zukunft „häufiger in die Partei reinhorchen“, sagt er – und kündigt an, dass „es immer wieder auch thematische Online-Befragungen“ geben soll.

In der aktuellen E-Mail-Befragung wollte die SPD-Führung auch wissen, wie sich die Bindung der Mitglieder gegenüber der Partei in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt hat. Zwei Drittel der Befragten sind der SPD genauso stark oder stärker verbunden als vor einem Jahr. Fast die Hälfte der Befragten gab an, ihre Verbundenheit zur SPD sei in den vergangenen zwölf Monaten „unverändert“ geblieben. Bei 15 Prozent ist die Verbundenheit zur Partei gewachsen. Bei einem guten Drittel jedoch hat sich die Einstellung gedreht: 34 Prozent der Befragten fühlen sich der SPD gegenüber „weniger verbunden“ als noch vor einem Jahr.

Autor*in
Paul Starzmann

ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.

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