Parteileben

Trump sei Dank!? Hunderte Neumitglieder in der SPD

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten war für viele ein Schock. Doch Aufstecken zählt nicht. In der Woche nach der US-Wahl registrierte die SPD in zahlreichen Landesverbänden einen sprunghaften Anstieg der Neumitgliederzahlen.
von Kai Doering · 16. November 2016
Hunderte Neueintritte in die SPD
Hunderte Neueintritte in die SPD

Die SPD konnte in der Woche nach der US-Präsidentschaftswahl deutlich mehr Neumitglieder begrüßen als sonst üblich. Allein in der Wahlnacht seien online mehr als 60 Menschen in die SPD eingetreten, erklärte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley der „Mitteldeutschen Zeitung“. In den ersten beiden Tagen nach der Wahl Wahl waren es bereits über 300, wie der SPD-Parteivorstand auf Twitter verkündete. Inzwischen sind es bereits mehr als 700.

Per Twitter ermunterte SPD-Bundesgeschäftsführerin Juliane Seifert am Mittwoch noch mehr Menschen zum Eintritt in die SPD.

Einen spürbaren Anstieg der Eintrittszahlen registrierte auch die SPD in Bayern. Innerhalb einer Woche seien 111 Eintrittsanträge beim Landesverband eingegangen, erklärte Ino Kohlmann, Sprecher der Bayern-SPD. Üblich sei ein Schnitt von 102 Neueintritten – pro Monat. „Ob das jetzt ein Trump-Effekt ist oder nicht, will ich nicht beurteilen. In jedem Fall sind das Menschen, die sich Sorgen machen um das Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland, Europa und der Welt“, so Kohlmann. Die SPD ist für sie da offenbar die richtige Adresse.

Das gleiche Bild in Nordrhein-Westfalen: Auch dort haben sich laut Pressemitteilung des Landesverbandes „hunderte Bürgerinnen und Bürger entschlossen, Mitglied in der SPD zu werden“. Die Anzahl von Neueintritten in NRW habe sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt. Bereits am vergangenen Dienstag sei die Anzahl an Eintritten aus dem Oktober (220) erreicht worden. „Die Menschen merken zunehmend, dass es auf das große Ganze und nicht nur auf Klein-Klein ankommt“, zeigte sich André Stinka, Generalsekretär der NRW-SPD überzeugt. Das sei eine Chance für die demokratischen Parteien. „Wir als SPD setzen klare Kante gegen politische Vereinfacher und gesellschaftliche Spalter, die sich zuletzt im Aufwind fühlten.“

„Viele Menschen haben erkannt, dass wir für den Zusammenhalt stehen und sie mit einem Engagement bei uns echte Zeichen setzen“, sagt auch Stinkas Kollege Daniel Stich aus Rheinland-Pfalz. Hier konnte die SPD allein in der vergangenen Woche 40 neue Mitglieder begrüßen. Der Wahlerfolg Donald Trumps habe gezeigt, dass Hetze und Populismus mehrheitsfähig werden können, meint Stich. „Deshalb müssen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten eine klare Haltung einnehmen.“

Die neuen Mitglieder hat er bereits zu einem Treffen eingeladen. „Ihre konkreten Ideen und genauen Beweggründe interessieren mich sehr,“ sagt er. „Ich will, dass ihr Engagement von Anfang an Wertschätzung erfährt und sie Teil unserer Partei werden.“

Auch die Berliner SPD kann einen deutlichen Anstieg bei den Beitritten verzeichnen: Innerhalb der vergangenen 16 Tage seien rund 180 Personen neu eingetreten, teilte Landesgeschäftsführer Dennis Buchner mit, ein Drittel davon nach dem Wahlsieg Trumps in der vergangenen Woche. „Es ist auch in Berlin ganz offensichtlich, dass viele Menschen mit dem Beitritt in die älteste demokratische Partei Deutschlands ein Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz und politisches Engagement setzen“, freut sich Buchner. Am 1. Dezember veranstaltet die Berliner SPD einen Neumitglieder-Abend und auch zum Parteitag, der am 5. Dezember den Koalitionsvertrag mit Linkspartei und Grünen beschließen soll, wurden die Neu-Genossen eingeladen.

Auffällig sei auch, dass es in den vergangenen Tagen eine Eintrittswelle bei den SPD-Freundeskreisen im Ausland und hier besonders in den USA gegeben habe, sagt Buchner. Die Freundeskreise sind nach den Partei-Statuten bei der SPD in Berlin-Mitte angesiedelt. „Die Entwicklung in Deutschland, vielen Ländern Europas und jetzt auch den USA zeigt: Zu Hause auf der Couch sitzen, reicht nicht mehr. Es braucht jetzt laute Stimmen für Vernunft.“

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Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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