vorwärts.de: Herr Paetzel, Sie sind Bürgermeister der Stadt Herten seit 2004, dabei sind sie noch unter 40 Jahre alt. So sieht kein typischer Bürgermeister im Ruhrgebiet aus! Was ist die
persönliche Bilanz aus ihrer ersten Amtperiode - was haben Sie sich als junger Mann im Amt des Bürgermeisters anders vorgestellt?
Uli Paetzel: Für mich persönlich ist das Amt des Bürgermeisters ein Traumberuf: Man trifft die unterschiedlichsten Menschen, erlebt jeden Tag Neues und kann ganz konkret vor Ort Dinge zum
Wohle der Stadt, der Bürgerinnen und Bürger, bewegen. Große Überraschungen gab es für mich eigentlich nicht, da ich vor meiner Wahl schon in der Kommunalpolitik aktiv war und ungefähr wusste, was
auf mich zukommt. Allerdings war es sehr spannend, aus der anderen Perspektive zu erleben, wie eine Verwaltung "tickt" - das war in der Tat neu für mich und stellte vor allem zu Beginn schon eine
kleine Herausforderung dar.
Am 30. August wollen Sie von den Hertenerinnen und Hertenern wiedergewählt werden. Worauf sind Sie besonders stolz, und was wollten Sie ändern, dass sich nicht verändern ließ?
Besonders stolz bin ich darauf, dass wir die Bildungslandschaft in Herten in den vergangenen Jahren auf Vordermann gebracht und zukunftsfähig gemacht haben, dass wir das ehemalige
Zechengelände Ewald zum Zukunftsstandort mit über 1.000 neuen Arbeitsplätzen entwickelt haben und dass wir es geschafft haben, immer mehr Menschen am Leben in der Stadt zu beteiligen und das
Ehrenamt weiter zu fördern.
Angenommen, Sie bleiben Bürgermeister: Wie sieht Herten im Ruhrgebiet in zehn Jahren aus?
Ich hoffe, dass die Landesregierung endlich erkennt, in welcher katastrophalen finanziellen Situation sich das Ruhrgebiet befindet und entsprechende Maßnahmen zu einer gerechteren
Gemeindefinanzierung einleitet. Unsere Forderung ist klar: Aufgrund der hohen Soziallasten in unserer strukturschwachen Region brauchen wir eine angemessene Ausstattung mit Finanzmitteln. Dann,
so bin ich fest überzeugt, hat das Ruhrgebiet hervorragende Chancen, zu einer international konkurrenzfähigen, blühenden Metropole zusammenzuwachsen, die alles bietet - Arbeit, Kultur, Bildung,
Lebensqualität. Und Herten, einst die größte Bergbaustadt Westeuropas, ist dann die Wasserstoffstadt Deutschlands, die Bildungsstadt für alle und die Mitmachstadt schlechthin.
Das Interview führte Michelle Schumann
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