Parteileben

Tiger versus Holzhandelsgesetz

von Birgit Güll · 10. Dezember 2010
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"Grenzenlos = Wirkungslos: Von der Dynamik der Netzbewegungen?" lautet die Fragestellung eines Panels. Leute organisieren sich in Netzbewegungen selbst, Menschen rufen zu Protesten auf und signalisieren öffentlich ihre Unterstützung. Doch: "Die Teilnahme an einer Facebook-Gruppe bedeutet noch kein Engagement", sagt Mathias Richel, Kommunikationsstratege und Mitglied im Gesprächskreis "Netzpolitik und Digitale Gesellschaft" des SPD-Parteivorstandes. "Netzbewegungen schaffen Aufmerksamkeit für Themen. Aber sie sind flüchtig und brauchen heute noch die klassischen Medien um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen."

"Bei Facebook gibt es nur den Like-Button"

Richel diskutierte mit Paula Hannemann, der Social Media Managerin der Umweltstiftung WWF. Sie erklärt: "Netzbewegungen funktionieren dann besonders gut, wenn eine Dringlichkeit gegeben ist." Der WWF ist die erfolgreichste deutsche Nicht-Regierungsorganisation (NGO) im Sozialen Netzwerk Facebook. Seine Tiger-Kampagne und die dazugehörige, via Facebook lancierte Petition zur Rettung der Tiere, war ein riesiger Erfolg.

Dennoch dürfe man von kurzfristigen Netzbewegungen nicht zuviel erwarten, sie seien nicht nachhaltig, so Hannemann. "Meinungsbildung und Entscheidungsfindung dauern Jahre." Die könne nicht über Facebook erfolgen, da "gibt es nur den Like-Button - oder das Ignorieren." Der extreme Aufbruch in sozialen Netzwerken sei kurzfristig - "umso größer ist die Enttäuschung der Beteiligten, an den eigentlichen Entscheidungen nicht beteiligt zu sein", erklärt Richel. Es sei wichtig, Leute die sich auskennen auch an politischen Entscheidungen teilhaben zu lassen.

"Boulevardisierung der Politik?"

Anmerkungen wie diese führen zu einer regen Beteiligung des Publikums und steigerten die Aktivität auf der Twitterwall im Raum. Wie flüchtig sind Netzbewegungen? Und wie belastbar? Und vor allem: Sind sie repräsentativ? Zeigen sie also auf, was für eine Mehrheit von Menschen Relevanz hat? Moderator und vorwärts-Chefredakteur Uwe-Knüpfer fragt: Wenn Aufregerthemen Aufmerksamkeit - auch von Seiten der Politik - bekommen, führt das zu einer Boulevardisierung der Politik?

So weit möchte Hannemann nicht gehen. Allerdings sei klar, dass die WWF-Tiger-Petition auch deshalb erfolgreich gewesen sei, weil diese Tiere eine gehörige Anziehungskraft hätten. "Würden Sie das gleiche mit dem Holzhandeslgesetz versuchen, Sie würden scheitern."

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Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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