Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Studie ermittelt hat, ist die Zahl der tarifgebundenen Betriebe seit 1996 stark zurückgegangen. Grund dafür: immer mehr Unternehmen treten aus dem Arbeitgeberverband aus. Bundesweit arbeiteten im Jahr 2009 nur noch 52 Prozent der Arbeitnehmer in tarifgebundenen Betrieben. 1996 seien es noch 67 Prozent gewesen, so die Arbeitsmarktforscher. Besonders betroffen ist Ostdeutschland: hier sank der Anteil der Beschäftigten mit Tarifvertrag seit 1996 von 56 auf 38 Prozent.
Tendenz ist eindeutig
Für die Forscher vom IAB ein deutlicher Abwärtstrend: "Auch wenn die Entwicklung der Tarifbindung am aktuellen Rand nicht einheitlich verläuft, so ist in der langen Sicht die rückläufige Tendenz eindeutig", so Peter Ellguth. Dies hat auch weit reichende Folgen für den gesamten Arbeitsmarkt. Denn laut der Studie profitierte bisher jeder fünfte Arbeitnehmer indirekt von den Branchentarifverträgen. So arbeiteten 2009 19 Prozent der Westdeutschen und 24 Prozent der Ostdeutschen in Betrieben, die sich an einem Branchentarifvertrag orientierten.
Die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sieht in dieser Entwicklung langfristig eine Gefährdung des sozialen Friedens. "Der langjährige Erfolg der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland beruht zu einem erheblichen Teil auf einem fairen Miteinander von Unternehmen und Gewerkschaften. Branchentarifverträge sind dafür die Grundlage." Es sei ein Skandal, so Nahles, dass immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung flöhen und auf Dumpinglöhne setzten. In der "Erosion der Tarifbindung" sieht Nahles ein weiteres Argument für Mindestlöhne: "Mindestlöhne sind eben kein Eingriff in die Tarifautonomie sondern eine notwendige Ergänzung des Tarifsystems."
Die Studie und weitere Informationen finden SIe unter
www.iab.de