Sylvia Bretschneider: Den Feinden der Demokratie die Stirn geboten
Sylvia Bretschneider ist tot. Die Nachricht kam – trotz der langen und fürchterlichen Krankheit – plötzlich und macht mich fassungslos und traurig. Mit Sylvia verbindet mich von Anfang an das Engagement für eine friedliche und tolerante Gesellschaft. Ihr Tod ist ein Verlust für uns alle.
Immer auf dem Posten gegen Rechts
Sie war immer da und sprichwörtlich auf Posten, wenn es galt, den Feinden eines vielfältigen Zusammenlebens entschlossen die Stirn zu bieten: als würdigste und couragierteste Landtagspräsidentin, die wir uns auch in den dunkelsten Zeiten der NPD im Landtag nur hätten wünschen können. Sie hat sich auch angesichts aggressivster Neonazis und persönlichster Beleidigungen nie den Schneid abkaufen lassen und Antidemokraten immer in die Schranken verwiesen. Vielen zehntausenden jungen und alten Besucherinnen und Besuchern des Landtags hat sie auf diese Weise ein selbstbewusstes Handeln für demokratische Werte nahegebracht.
Für mich definitiv unvergessen ist auch die „Baltic Sea Parliamentary Conference“, die Sylvia 2015 geleitet hat. Vor über 180 Parlamentariern aus dem gesamten Ostseeraum gedachte sie dem Jahrestag des Kriegsausbruches 1939 auf ihre ganz eigene Art: indem sie sich an das Rednerpult begab und „We shall overcome“ in allen Strophen sang. Das muss man erstmal bringen!
Entschlossen und streitbar
Sylvia war ohnehin in ihrem ganzen Wirken sehr entschlossen und streitbar und hat allen Mitmenschen ein ebensolches Bekenntnis abverlangt. Das hat längst nicht allen gefallen und sie ist manchmal auch über das Ziel hinausgeschossen. Diese Haltung und diese Energie sind aber genau das, was ich so an ihr bewundert habe und wovon sich meiner Meinung nach alle politischen Akteurinnen und Akteure für die Zukunft etwas abschneiden können.
In diesem Zusammenhang kenne ich Sylvia Bretschneider auch von Anfang an als persönliche, tatkräftige und übrigens auch großzügige Unterstützerin von Storch Heinar und unseren Aktivitäten für eine bunte Zivilgesellschaft. Egal, ob Konzerte, Demos, Zeitzeugengespräche, Seminare und sogar Golfturniere gegen Rechts – es gibt kaum jemanden, mit dem wir in all den Jahren häufiger zusammengearbeitet haben als mit Sylvia. Dabei konnten wir uns immer auf sie verlassen. Ich bin persönlich sehr dankbar für alles, was Sylvia für unsere gemeinsamen Projekte getan hat. Ihre Fröhlichkeit, ihren vollmundigen Gesang und auch ihren großen roten Hut werde ich sehr vermissen.
Ich werde Sylvia ein ehrendes Andenken bewahren und mich immer dafür einsetzen, ihr politisches und persönliches Vermächtnis weiterhin mit Leben zu erfüllen. „We shall live in peace.“