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Studierende wieder studieren lassen

von Julian Zado · 15. November 2010
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Ein Jahr sind die Studierendenproteste des Jahres 2009 inzwischen her. Damals waren so viele Studierende wie schon seit langem nicht mehr auf die Straßen gegangen. Sie machten ihrem Unmut über starre Studienstrukturen und übertriebene "workload"-Anforderungen Luft. Damals versprach die Politik den Studierenden, die Bologna-Reform zu reformieren und die bestehenden Missstände zu beseitigen.

Bereits im Frühsommer dieses Jahres war klar, dass die nationalen Bologna-Konferenzen, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit VertreterInnen der Studierenden abhielt, keine Verbesserungen bringen würden. Zu offensichtlich war, wie das BMBF zunächst viele Gespräche mit Studierenden führte, um schließlich aus dem Abschlussbericht alle verbindlichen Zusagen herauszustreichen. Umso nötiger ist es, eine Bestandsaufnahme zu machen und zu analysieren, ob sich an der Situation der Studierenden etwas verbessert hat. Genau das war das Ziel der Konferenz "Hochschulproteste 2009 - wo stehen wir heute?".

Dabei berichtete Prof. Dr. Sabine Kunst, die Präsidentin des Deutschen akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Uni Potsdam, über die Situation der europäischen Mobilität der Studierenden. Dabei stellte sie dar, dass die Mobilität tatsächlich im Vergleich zu den alten Diplomstudiengängen zurückgegangen war. Für die Zukunft gab sie aber positive Prognosen ab, dass die Zahl der Auslandsaufenthalte wieder steigen werde.

Dr. Andreas Keller, Mitglied im Hauptvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), wies in der anschließenden Podiumsdiskussion darauf hin, dass die fehlende Mobilität keinesfalls nur Ausdruck einer fehlerhaften technischen Umsetzung des Bologna-Prozesses ist. Vielmehr sei die "Abschottung" der Hochschulen durchaus gewollt, wie man an der T9-Gruppe sehe, einem Zusammenschluss von neun Technischen Universitäten, die sich für besonders herausragend halten und deshalb Prüfungsleistungen nur untereinander anerkennen wollen.

SPD-MdB Schulz: Wir wollen einen Rechtsanspruch auf einen Masterstudienplatz

Im weiteren Verlauf der Tagung wurde deutlich, dass für viele Studierende die mit einem Bachelor-Studium verbundene Unsicherheit das größte Problem ist. Daran ist zu einem großen Teil der Übergang vom Bachelor zum Master ein Problem. An vielen Hochschulen können keinesfalls alle Bachelor-AbsolventInnen einen Masterstudiengang absolvieren. Vielmehr erhalten oft nur die besten AbsolventInnen einen Studienplatz. Damit ist schon das Bachelor-Studium mit einem großen Druck verbunden.

Deshalb forderten die Studierenden des Arbeitskreises Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung, dass alle Bachelor-AbsolventInnen einen Rechtsanspruch auf einen Masterstudienplatz erhalten müssten. Dieser Forderung schlossen sich Swen Schulz und Ernst-Dieter-Rossmann aus der AG Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion an. "Es gibt ein Recht auf Bildung und dazu gehört auch ein Masterstudium", sagte Schulz. "Ich glaube, dass jeder Bachelor-Absolvent für ein Master-Studium qualifiziert ist."

Diskutiert wurde übrigens nicht nur in den Berliner Räumlichkeiten der FES, sondern auch im Internet. Erstmals wurde eine Tagung dort live übertragen. Per E-Mail konnten Interessierte Fragen und Debattenanregungen einreichen.

Autor*in
Julian Zado

ist stellvertretender Vorsitzender der Berliner SPD.

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