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Studie: Längere AKW-Laufzeiten erhöhen Sicherheitsrisiko

von Karsten Wiedemann · 6. August 2009
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Emsland, Krümmel, Phillipsburg, Biblis B, die Liste der aus sicherheitsgründen abgeschalteten Atomkraftwerke ist lang. Vor allem die Pannenserie im schleswig-holsteinischen Kernkraftwerk Krümmel hat das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheits der Kernenergie schwinden lassen.

Eine am Donnerstag vorgestellte Studie des Bundes für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND)
untermauert diese Zweifel. Die Studie widerlegt vor allem das immer wieder vorgebrachte Argument wonach deutsche AKWs zu den sichersten der Welt gehören. Deutschland betreibt demnach nicht nur mit die ältesten Kernkraftwerke der Welt. Mit zunehmendem Alter würden die Reaktoren auch immer störanfälliger und genügten nicht mehr heutigen Sicherheitserfordernissen.

"Die Sicherheitsstandards der alten AKW werden bereits bei der Bauplanung festgelegt und können nicht mehr verbessert werden", sagte die Autorin der Studie, die Physikerin Oda Becker am Donnerstag. So hätten ältere Kernkraftwerke erheblich dünnere Wandstärken und eine unzureichende Notstromversorgung. "Auch wenn Nachrüstungen
im Einzelfall möglich sind, erreichen sie nicht den Stand von Wissenschaft und Technik", sagte Becker.

Physikerin Becker beklagte zudem, dass die Risiken durch den Alterungsprozess der AKWs noch weitgehend unerforscht und schwer beherrschbar seien. Bei den derzeit 17
kommerziell betriebenen Reaktoren in Deutschland herrsche eine mangelhafte Sicherheitskultur.

Union hält trotz Risiken an Atomkraft fest

Der BUND-Atomexperte Thorben Becker warnte, in deutschen Atomkraftwerken sei eine starke Häufung von altersbedingten Schäden zu beobachten. "Deshalb steigt das Risiko mit dem Betriebsalter der Atomkraftwerke sprunghaft an. Wenn es zu Laufzeitverlängerungen kommt, wird es auch immer mehr Störfälle wie Leckagen, Risse oder Kurzschlüsse geben."

Angesichts der Pannenserie im Vattenfall Reaktor Krümmel hatte sich Bundesumweltminister Siegmar Gabriel (SPD) dafür ausgesprochen, alte Kernkraftwerke noch schneller vom Netz zu nehmen. Die Union will dagegen die Laufzeiten aller deutschen AKWs verlängern und den Atomausstieg rückgängig machen. Erst am Mittwoch hatte der stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Meister für eine Zukunft für Kernenergie ausgesprochen.

Autor*in
Karsten Wiedemann

Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie

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