Stefanie Minkley: Warum eine Ärztin für die SPD in den Landtag will
Dirk Bleicker
Ungefähr ein Jahr ist es her, dass Stefanie Minkley dem Alltag als Ärztin in einer Klinik den Rücken gekehrt hat. Personalmangel, 24-Stunden-Dienste, Überstunden, Sonderschichten – das alles hat dazu geführt, dass sie beschloss, auszusteigen. Ein bisschen vermisst sie es. Doch die junge Sozialdemokratin hat schon neue Pläne. Bei der Wahl am 8. Oktober kandidiert sie für den hessischen Landtag und will dort für eine bessere Gesundheitspolitik sorgen. „Die beiden Schritte, aus der Klinik herauszugehen und für den Landtag zu kandidieren, hingen eng miteinander zusammen“, sagt sie.
2007 begann Minkley, in der hessischen SPD aktiv zu werden. Der Wahlkampf von Andrea Ypsilanti begeisterte sie. Und ein bisschen schließt sich damit auch der Kreis. Denn Ypsilanti gewann den Wahlkreis im Nordosten von Frankfurt am Main bislang zum letzten Mal für die SPD. Minkley will es ihr gleichtun, hat jedoch mit Ministerpräsident Boris Rhein von der CDU einen prominenten Kontrahenten. Um ihn zu schlagen, will sie sich möglichst vielen Menschen persönlich vorstellen.
Eine Ärztin macht Hausbesuche
Fast jeden Tag bis zum 8. Oktober plant sie daher Hausbesuche. Los geht es an einem Donnerstagnachmittag im August bei hochsommerlichen Temperaturen in einer Hochhaussiedlung. Mit dabei ist der Frankfurter Bundestagsabgeordnete und stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Kaweh Mansoori. Ihn kennt sie schon seit gemeinsamen Zeiten in der Landesschülervertretung. Die Kandidatin klingelt, langsam öffnet sich eine Wohnungstür: „Hallo! Minkley mein Name, ich bin die Landtagskandidatin für den Frankfurter Berg. Ich wollte mich Ihnen mal vorstellen.“ Die meisten reagieren freundlich, eine Person schlägt die Tür direkt wieder zu, ruft laut „Nein!“ Das größte Hindernis: Viele können Minkley gar nicht wählen, weil sie keinen deutschen Pass haben.
Menschen aus dutzenden Nationen kommen in diesem Teil Frankfurts zusammen. Viele von ihnen finden einen guten Kilometer weiter bei der TSG Frankfurter Berg ihre sportliche Heimat. Auch der marokkanische Nationalspieler Abdelhamid Sabiri, heute für den AC Florenz in der italienischen Serie A aktiv, kickte hier als Zehnjähriger. Heute sagt der Vorsitzende Siegfried Linden: „Wir könnten mehr Spieler haben, aber wir müssen Kinder wieder wegschicken.“ Er wünscht sich einen neuen Kunstrasenplatz für seinen Verein. „Wir platzen“, sagt er. Bei Minkley, deren Herz für den Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt schlägt, stößt er auf offene Ohren. Investitionen in Sport, Kinder- und Jugendarbeit seien „genau das, was wir gerade hier brauchen“, sagt sie und fügt später im Gespräch an: „Jugendliche brauchen Orte, wo sie sich entfalten und ihre Grenzen austesten können.“
Für eine gesunde Stadt
Die Sozialdemokratin hat eine Initiative gegründet, die den Namen „Aufbruch Gesund und Gerecht“ trägt und „eine echte Revolution im Gesundheitssystem“ fordert. Diese will weniger Profitorientierung im Gesundheitssystem, aber auch die Gesundheit der Menschen bei der Stadtplanung stärker berücksichtigen. Was sie damit meint, zeigt Minkley am Gravensteiner-Platz im Stadtteil Preungesheim. Eisdiele, Wochenmarkt, Bücherschrank, aber leider komplett versiegelt und damit gerade für ältere Menschen im Sommer zu heiß. Mehr Schattenplätze, Grünflächen und Trinkwasserspender bräuchte es, meint Minkley und fügt an: „Wir müssen den Autoverkehr aus den Innenstädten rauskriegen, weil sonst kein gesundes Leben mehr möglich ist.“
Sie selbst geht in dieser Hinsicht als gutes Beispiel voran. Ihren Wahlkampf bestreitet sie komplett mit dem Fahrrad und macht sich außerdem für einen besseren ÖPNV stark. Nicht nur bei diesem Vorhaben unterstützt sie Frankfurts bekanntester Straßenbahnfahrer Peter Wirth, besser bekannt als der „Bahnbabo“. Diesen lernte Minkley Anfang des Jahres persönlich kennen, als SPD-Kandidat Mike Josef die Oberbürgermeisterwahl gewann. Minkley sprach den „Bahnbabo“ während der Wahlparty an. Gemeinsam machten die beiden im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses einen echten Spagat.
Spagat mit dem „Bahnbabo“
Vielleicht kommt es am Abend des 8. Oktober zu einer Wiederholung, wenn Minkley ihren Wahlkreis gegen Boris Rhein gewinnen und in den Landtag einziehen sollte.. „Ich glaube, das würde auch die Eintracht-Fans freuen“, meint Minkley in Bezug auf ihr Duell mit Boris Rhein, der bei den Fußballbegeisterten in Frankfurt nicht besonders beliebt ist.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo