Stefan Schwartze: SPD-Wahlkampf mit Kohlroulade und Klimaschutz
Am liebsten ist Stefan Schwartze im Wahlkampf im direkten Kontakt mit den Bürger*innen, denn so kriege man am meisten mit. Gerne eröffnet er ein Gespräch am Marktstand mit der Frage: „Darf ich Ihnen ein Kochbuch von mir geben?“ Das hat der 47-Jährige, der seit 2009 in seinem Wahlkreis Herford – Minden-Lübbecke II immer direkt in den Bundestag gewählt wurde, in eigener Handarbeit hergestellt. Unter dem Motto: „Bärenstark und bodenständig. OWL trifft Berlin“ präsentiert er seine besten Rezepte aus Ostwestfalen und Berlin. Im Vorwort ist zu lesen, dass er sich für Dinge, die ihm am Herzen liegen, richtig reinhänge. Das gelte fürs Kochen wie auch für die Politik. Sein aktuelles Lieblingsrezept: „Ommas“ weltbeste Kohlrouladen.
Mehr als 16.000 Hausbesuche
Schwartze ist Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und als glühender Fan von Arminia Bielefeld auch Vorsitzender des Arminia Fanclubs im Deutschen Bundestag, dem Verein, dem auch SPD-Parteivize Kevin Kühnert sein Herz geschenkt hat. Mit Kühnert teilt er zudem die Vorliebe für Haustürbesuche. Auf mehr als 16.000 hat es der gelernte Industriemechaniker Schwartze in den letzten Jahren gebracht und freut sich über viele positive Rückmeldungen.
„In diesem Jahr dauern die Gespräche länger, die Leute haben mehr Redebedarf und bringen eigene Themen ein, haben konkrete Nachfragen. Sie merken, dass sich etwas ändert“, so sein Eindruck. Themen wie Pflege und sichere Renten, aber auch Klimaschutz und die damit einhergehenden Fragen, „wie wir die Klimaziele erreichen können und wie teuer das Leben werden könnte“, bewege die Menschen, betont Schwartze.
Wahlkreis soll Modellregion für Klimaschutz werden
Beim Klimaschutz treffen sie bei ihm einen großen Nerv, denn schon lange organisiert er als Bundestagsabgeordneter Gespräche zwischen Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium sowie der Konzernleitung des Unternehmens Westfalen Weser, denn: „Wir wollen Modellregion für grünen Wasserstoff werden.“
In seinem Wahlkreis plane der Energieversorger Westfalen Weser ein früheres Steinkohle- und jetztiges Gaskraftwerk umzubauen, um dort Wasserstoff zu erzeugen. Die Region verfüge über sehr viel Strom aus erneuerbaren Energien, der oft gar nicht ins Netz eingespeist werden könne und gleichzeitig eine vorhandene Infrastruktur, die genutzt werden kann, erklärt er. Das unterstreiche die Einzigartigkeit des Vorhabens, auch weil das Unternehmen in kommunaler Hand sei. „Unser Ziel ist, Ostwestfalen-Lippe bis 2035 klimaneutral zu machen“. In Gesprächen auf der Straße nimmt er ein großes Interesse für dieses Projekt wahr, von dem sich SPD-Umweltministerin Svenja Schulze vergangenen Freitag persönlich vor Ort überzeugen konnte.
Ein Herz für Arbeitnehmer*innenthemen
Doch auch seinen eigenen beruflichen Werdegang und seine Erfahrungen damit, wie ein Arbeitsalltag im Industrieunternehmen aussieht, hat Schwartze nicht vergessen. „Arbeitnehmerthemen liegen mir besonders am Herzen“, betont er. Dazu zählen für ihn eine ordentliche Bezahlung, von der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro bis zur Stärkung von Tariflöhnen, die Verbesserung der betrieblichen Mitbestimmung und sichere Renten. Besonders die berufliche Bildung treibt ihn um. „Die duale Ausbildung ist ein großer Schatz, um den uns viele andere Länder der Welt beneiden. Wir müssen darum kämpfen, dass junge Menschen diese Chance auch ergreifen und vor allem attraktive Angebote bekommen.“ Seine Region habe ihr Angebot immerhin auf 88 Plätze pro 100 Bewerberinnen verbessern können, es waren auch mal nur 64, berichtet er. Die Kommunen und auch die Unternehmen hätten viel dazu beigetragen, aber es sei noch Luft nach oben. „Wir brauchen mehr als 100 Plätze, die Jugendlichen müssen auch eine Auswahl haben. Es geht bei jedem und jeder Einzelnen um Lebenschancen, darum ein selbstbestimmtes Leben zu führen - ohne Berufsausbildung ist das schwierig.“
Mit Optimismus und Entschlossenheit
Und dann ist da noch die Mobilitätswende. Mit den jetzigen Möglichkeiten, die der ÖPNV biete, sei ein Umsteigen schwierig. „Es ist ein ganz klares Ziel von mir, dass wir hier in Ostwestfalen ein eigenes S-Bahnnetz zu schaffen, damit gesamte Region zu einem Gewinner der Mobilitätswende wird.“ Gewinnen will Schwartze aber auch die kommende Bundestagswahl. Er bekomme sehr viel Unterstützung und die Mitglieder setzten sich mit aller Kraft dafür ein, „dass wir die nächste Bundesregierung anführen“. Es gebe viel Optimismus und eine große Entschlossenheit, nun endlich ins Ziel zu kommen. „Wir versuchen hier gut zuzuliefern für das Gesamtergebnis und geben alles, dass Olaf Scholz Kanzler wird.“
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.