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SPD will gerechteres Modell

von Karsten Wiedemann · 13. Dezember 2008
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Herr Bollmann, die SPD hat ein Modell zur Neuregelung der Pendlerpauschale vorgeschlagen. Wie soll das genau funktionieren?

Gerd Bollmann: Nach der nun wieder geltenden Regelung wird die Pendlerpauschale ja vom zu versteuernden Einkommen abgezogen. Das führt dazu, dass Berufspendler für die gleiche Strecke unterschiedlich viel Geld bekommen.

Ein Beispiel: Zwei Arbeitnehmer fahren von Herne nach Düsseldorf zur Arbeit, also die exakt gleiche Strecke. Der eine arbeitet in einer Bank als Kassierer, der andere in der gleichen Bank als Direktor. Weil der Bankdirektor ein höheres Einkommen hat, profitiert er finanziell stärker von der Pendlerpauschale. Er bekommt für die gleiche Strecke also mehr Geld zurück als sein Kollege. Aus unserer Sicht ist das nicht gerecht.

Deshalb schlagen wir ein neues Modell vor. Wir wollen die Pauschale künftig von der Steuerschuld abziehen und nicht vom zu versteuernden Einkommen. Dann bekäme jeder Pendler den gleichen Satz zurück. Allerdings müssten wir dann auch die Vergütung von 30 Cent pro Kilometer senken, sonst wäre das nicht finanzierbar.

Viele Pendler kommen sowieso nicht direkt in den Genuss der Pendlerpauschale. Denn jeder Steuerzahler hat ja eine Werbungskostenpauschale von 920 Euro. Die deckt auch die Fahrten zur Arbeit ab, sofern keine anderen Kosten abgesetzt werden. Das ist bei den meisten Arbeitnehmern nicht der Fall. Über die 920 Euro kommt in diesem Fall nur derjenige, der täglich mehr als 14 Kilometer pro Strecke zum Arbeitsplatz fährt.

Ist die Pendlerpauschale denn aus ökologischer Sicht überhaupt noch sinnvoll?

Vor einigen Jahren hätte ich klar gesagt, die Pendlerpauschale macht keinen Sinn und führt nur zur Zersiedlung der Landschaft. Jetzt sehe ich das etwas differenzierter.

Wieso?

Wir aber haben in den letzten Jahren, gerade auch hier im Ruhrgebiet, erlebt, dass die Leute pendeln müssen, um überhaupt einen Arbeitsplatz zu bekommen. Wenn sie die Bergleute hier bei uns sehen, die fahren mittlerweile der sechsten Zeche hinterher. Hinzu kommt, dass die meisten Beschäftigungsverhältnisse heutzutage befristet sind. Man kann ja nicht erwarten, dass die Leute sofort umziehen, wenn sie woanders vielleicht für ein Jahr eine Stelle haben. Kurzum: Wenn wir von den Leuten Mobilität und Flexibilität einfordern, dann müssen wir ihnen auch entgegenkommen.

Aus ökologischer Sicht, ist die Pendlerpauschale aber natürlich schwierig.

Wann wird es denn eine neue Regelung geben?

Die alte Regelung soll jetzt ja nun wieder bis Ende 2009 gelten. Wir müssen also für den Zeitraum ab dem 1. Januar 2010 eine Lösung finden.

Das heißt, erst die nächste Bundesregierung wird sich damit befassen?

Wir werden sicher schon im Wahlkampf gefragt werden, was wir uns hier vorstellen.

Interview: Karsten Wiedemann

Autor*in
Karsten Wiedemann

Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie

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