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SPD-Wahlerfolg in Hamburg: Mit 22 Jahren die jüngste Abgeordnete

Sarah Timmann feierte Ende Februar einen Wahlerfolg, mit dem sie selbst nicht gerechnet hätte. Überraschend zog sie in die Hamburger Bürgerschaft ein. Damit ist sie ab heute mit 22 Jahren die jüngste SPD-Landtagsabgeordnete in Deutschland.
von Jonas Jordan · 18. März 2020
Sarah Timmann ist mit 22 Jahren die jüngste SPD-Landtagsabgeordnete in Deutschland.
Sarah Timmann ist mit 22 Jahren die jüngste SPD-Landtagsabgeordnete in Deutschland.

Ein wenig überraschend sind Sie in die Hamburger Bürgerschaft eingezogen. Wie kam es dazu?

Das System in Hamburg ist etwas kompliziert. Deswegen habe ich selbst nicht damit gerechnet. In meinem Wahlkreis Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg im Hamburger Norden habe ich auf Platz sechs der SPD-Liste kandidiert. Aus Fairnessgründen haben wir allerdings nur für die beiden ersten Kandidierenden auf der Liste Wahlkampf gemacht. Trotzdem bin ich durch die höhere Personenstimmenanzahl auf Platz zwei vorgewählt worden und in die Bürgerschaft eingezogen.

Wie haben Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?

Ich habe am Tag vor der Wahl noch für eine andere Juso-Kandidatin Wahlkampf gemacht, die in ihrem Wahlkreis eine Chance hatte, gegen den CDU-Kontrahenten zu gewinnen. Am Montag habe ich deshalb die Seite mit den Wahlergebnissen immer wieder aktualisiert, um zu schauen, wie bei ihr der aktuelle Stand ist. Irgendwann schaute ich aus Neugier auf meinen Wahlkreis und dort sah es nach 50 Wahllokalen relativ gut aus für mich. Ich saß noch in einer Vorlesung, als ich immer mehr Anrufe bekam. Spätestens in diesem Moment konnte ich erahnen, was gerade passierte. Natürlich war ich sehr überrascht, schließlich hatte ich nicht damit gerechnet, ohne Wahlkampf überhaupt eine Chance auf einen Einzug in die Bürgerschaft zu haben. Ohne Vorkehrungen getroffen zu haben, musste ich erst mal realisieren, was sich da gerade für mich veränderte. Ich war ein wenig überwältigt.

Was haben Sie sich für die nächsten Jahre im Parlament vorgenommen?

Ich möchte den Breiten- und Leistungssport in meinem Wahlkreis und in ganz Hamburg fördern. Als ehemalige Hochleistungsschwimmerin habe ich das Thema auch in den letzten sieben Jahren bei den Jusos und in der SPD stark vorangetrieben. Der Sport sollte noch stärker als sozialpolitische Chance wahrgenommen werden. Als jüngste Abgeordnete möchte ich außerdem ein Sprachrohr für die Jugend in der Hamburgischen Bürgerschaft sein. Ich würde gerne auch in den Justizausschuss. Aufgrund meines Studiums und weil ich der Meinung bin, dass man dort für Studierende auch noch eine Menge bewegen kann. Beispielsweise in Bezug auf die Themen digitales Examen oder angemessene Referendarsvergütung.

Fühlen Sie sich als ehemalige Hochleistungsschwimmerin gut vorbereitet auf den Stressfaktor als Parlamentarierin?

Tatsächlich ja. Den Leistungsdruck bin ich gewöhnt. Außerdem bin ich schon seit meiner Schulzeit in der Partei auf verschiedensten Ebenen aktiv. Stressresistent bin ich auch aufgrund meines Studiums, das mir viel abverlangt.

Sie sind künftig die jüngste SPD-Landtagsabgeordnete in ganz Deutschland. Was bedeutet Ihnen das?

Eine ganze Menge. Ich hoffe, dem gerecht zu werden. Mit 22 Jahren bin ich noch mal näher an den Themen junger Menschen dran als andere. Ich nehme meine Wahl als Anreiz für junge Menschen, dass man auch in jungen Jahren etwas erreichen kann, wenn man es will.

Bislang gab es nur eine Person unter 35 in der Hamburger Bürgerschaft, künftig alleine neun Jusos. Wie kommt das?

Die Entwicklungen durch Fridays for Future und die jungen Bewegungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass junge Menschen politisch mitmischen wollen. Deshalb war die Hamburger SPD den jungen Kandidaturen gegenüber auch grundsätzlich aufgeschlossen, wenn auch nicht auf den oberen Plätzen. Die Hamburger Jusos haben eine starke Jugendkampagne geführt und mit den jungen Kandidierenden dem Willen nach jungen Gesichtern eine Wahlmöglichkeit auf der SPD-Liste gegeben. Und das haben viele Hamburgerinnen und Hamburger angenommen.

Das Ergebnis der Hamburger SPD lag insgesamt mehr als 20 Prozent über dem Bundestrend. Warum?

Wir hatten mit Peter Tschentscher einen sehr guten Spitzenkandidaten. Er ist authentisch. Er ist hanseatisch. Das ist in Hamburg wichtiger als man denkt. Ähnlich wie damals Olaf Scholz hat er auch nur das versprochen, was er tatsächlich umsetzen kann. Die Hamburgerinnen und Hamburger vertrauen ihm. Das war ausschlaggebend.

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Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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