SPD verleiht Gustav-Heinemann-Bürgerpreis an „meet2respect“
Die SPD hat am Donnerstag das Projekt „meet2respect“ mit dem Gustav-Heinemann-Bürgerpreis ausgezeichnet. Im Willy-Brandt-Haus verlieh der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans die Auszeichnung. Der Verein organisiert gemeinsame Begegnungen und Unterrichtsbesuche von Imamen und Rabbinern, um so für Respekt zu werben und ein Zeichen gegen Diskriminierung und Gewalt zu setzen.
Der Gustav-Heinemann-Bürgerpreis erinnert an den ersten sozialdemokratischen Bundespräsidenten. Der Preis wird traditionell an Personen und Vereine verliehen, die sich mit außergewöhnlichem bürgerschaftlichem Engagement und vorbildlicher Haltung um Freiheit und Gerechtigkeit verdient gemacht haben. Die SPD würdigt so Bürgermut und Zivilcourage.
Norbert Walter-Borjans erinnert an Heinemann
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans erinnerte in seiner Rede an Gustav Heinemann. Der erste sozialdemokratische Bundespräsident, der von 1969 bis 1974 als drittes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik amtierte, sei für ihn selbst stets „eine ganz wichtige politische Persönlichkeit“ gewesen. Heinemann habe immer „Haltung“ bewiesen. „Gustav Heinemann war jemand, der seine Haltung für das Bauen von Brücken, für Frieden, für Freiheit, für Gerechtigkeit nichts und niemandem geopfert hätte.“ So habe er als Mitgründer der CDU und Bundesinnenminister auf seine Parteimitgliedschaft und sein Amt verzichtet, weil er die Wiederbewaffnungspolitik Adenauers nicht mittragen konnte und wollte. Das habe ihn, so Walter-Borjans, „damals enorm beeindruckt“. Als SPD-Vorsitzender sei er stolz darauf, dass Heinemann seine politische Heimat schließlich in der Sozialdemokratie gefunden habe.
Gustav Heinemann habe mit seiner konsequenten Haltung in der Bundesrepublik „etwas verändert, etwas bewirkt“. Der SPD-Chef erinnerte an ein Zitat des früheren Bundespräsidenten, das ihm selbst „enorm wichtig“ sei: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“ Das passe gerade in die gegenwärtige Zeit. Angesichts der aktuellen Veränderungen sei dieses Wort „ein Auftrag an uns“, so Walter-Borjans.
Für ein Miteinander statt Gegeneinander
Diesen Auftrag habe der diesjährige Träger des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises „meet2respect“ angenommen. Jüdische und muslimische Bürger*innen zusammenzubringen, „zu zeigen, wir sind alles Menschen, unabhängig von unserer religiösen Orientierung, das ist aktueller denn je“, betonte der SPD-Vorsitzende. Heute werde wieder schnell in Abgrenzung und Abschottung die Lösung für Probleme gesucht. „meet2respect“ zeige, dass es auch anders geht. Die Auszeichnung sei deshalb eine „hervorragende Entscheidung“ gewesen.
In den von „meet2respect“ organisierten Begegnungen, auch mit Tandems aus jüdischen, muslimischen und christlichen Religionsvertreter*innen, setzt der Verein ein Zeichen der Solidarität unter Angehörigen verschiedener Religionen und Weltanschauungen. Die Schüler*innen lernen einen jüdischen und einen muslimischen Menschen persönlich kennen. Auch eigene Anfeindungserlebnisse der Schüler*innen werden thematisiert. Vor der Corona-Pandemie fanden 2019 etwa 160 Unterrichtsbesuche statt. Manchmal nehmen Schulklassen auch das Angebot an, gemeinsam eine Moschee und eine Synagoge zu besuchen. So können durch den direkten Kontakt Vorurteile hinterfragt und abgebaut werden.
Olaf Scholz: Keine religiösen Spaltungen
In einem eingespielten Statement wandte sich auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz an die Preisträger von „meet2respect“, an den Geschäftsführer des Vereins Peter Conrad, den Imam Ender Cetin und den Rabbiner Elias Dray. Die Auszeichnung sei „eine gute, eine richtige Entscheidung“. Denn, so Olaf Scholz, „wir brauchen ein besseres Miteinander, wir müssen dafür sorgen, dass es keine religiösen Spaltungen in dieser Gesellschaft gibt“. Das könne am besten dadurch bewirkt werden, dass man aktiv miteinander spreche. Das Projekt von „meet2respect“ verdiene deshalb „höchste Anerkennung“. Es sei tätige Arbeit dafür, „dass wir als Gesellschaft miteinander respektvoll umgehen, dass wir uns als gemeinsame Welt begreifen, in der wir eine gemeinsame Zukunft haben“. Respekt ist einer der Schlüsselbegriffe der gegenwärtigen Wahlkampagne von Kanzlerkandidat Olaf Scholz und der SPD.
Nach der Überreichung der Urkunde und des Preisgeldes von 10.000 Euro durch SPD-Chef Norbert Walter-Borjans bedankte sich „meet2respect“-Geschäftsführer Peter Conrad. Sein Dank gelte, „ich sag jetzt mal ganz bewussst salopp der alten Tante SPD“, ohne die es den Preis nicht gäbe. „Ganz besonders freue ich mich sehr, dass die alte Tante aktuell zu neuer Kraft erstarkt“, sagte Conrad unter großem Applaus des Publikums. Er spielte damit an auf aktuelle Umfragen zur Bundestagswahl, die die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Olaf Scholz vorne sehen.