SPD-Politiker: Dank Pokemon-Go in den Himmel des web 2.0
Seien wir doch mal ehrlich: SPD-Regionalgeschäftsstellen zählen nicht gerade zu jenen Orten, die Jugendliche und erst recht digital natives als „In“ bezeichnen würden. Da unterscheidet sich Halle an der Saale nicht von Berlin, Hamburg oder München. Andreas Schmidt ist das Kunststück gelungen, genau das zu ändern. Seit der Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt am vergangenen Montag folgenden Facebook-Post absetzte, kennt die Begeisterung im Netz keine Halten mehr. Allein über Facebook erreichte Schmidt bislang mehr als eine Million Menschen, Tendenz steigend.
„Wir werden von der Resonanz auf den Post sprichwörtlich überrollt, das war weder Absicht noch haben wir eine solche Reaktion erwartet“, erklärt Schmidt im Gespräch mit vorwärts.de. Weil sich sein Post an den Netz-Hype um die Veröffentlichung des Videospiels „Pokemon-Go“ heftete, sammelte er innerhalb von 48 Stunden mehr als 2600 Likes. Mittlerweile wurde der Beitrag über 1000 Mal geteilt. Zum Vergleich: Die bisherige Bestmarke der erreichten Personen lag für Andreas Schmidt bei knapp 3000.
Auch Christian Ulmen gefällt der Pokemon-Scoop
Trotz allem bleibt der neue Stern am schnell verblassenden Himmel des web 2.0 bescheiden: „Ich wollte mit dem Post einfach nur zeigen, dass die SPD-Regionalgeschäftsstelle ein cooler Ort ist, an dem die wirklich starken Typen zu finden sind. Mit den Folgen hat niemand gerechnet“, so Schmidt. Er schiebt den Erfolg des Posts auch darauf, dass Einzelpersonen und Medien mit großer Community, unter anderem der Schauspieler und Entertainer Christian Ulmen, seinen Beitrag gestreut hatten.
Zu den Folgen zählen auch mehr als 950 Kommentare, die es für Schmidt und sein Team nun zu moderieren gilt. Wenig überraschend findet sich unter ihnen auch Kritik. Daran, dass Schmidt die in Deutschland offiziell noch nicht veröffentlichte Version von „Pokemon-Go“ angeblich illegal heruntergeladen hätte. Oder daran, dass sich Schmidt lieber mit feuerspeienden Monstern aus der virtuellen Welt beschäftige, statt die realen Probleme im eigenen Wahlkreis anzugehen. Dazu Schmidt: „Ich finde es schade, dass diese Aktion nun für pauschale Politikerschelte genutzt wird. Die Leute, die jetzt meckern sind genau jene, die Angebote vor der eigenen Haustür zur Diskussion oder für eigenes Engagement oft nicht wahrnehmen.“
Der Glurak macht den Unterschied
Um die Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen „Glurak-Spielerei“ und „seriöser, steiniger Wahlkampfarbeit“ darzustellen, braucht Schmidt nicht weit auszuholen. Der jüngste Facebook-Post eines Wahlkreistermins - Andreas Schmidt war zu Gast in einem lokalen Buchhandel - sammelte ganze acht Likes. Hätte Schmidt vor dem Geschäft einen Glurak gefunden, die Außenwirkung wäre mit Sicherheit um ein Vielfaches größer gewesen.